Plötzlich Lyrik in Salzburg – Begegnung mit Georg Trakl

Gedichttafel Georg Trakl
“Im Dunkel” – eine von neun Tafeln mit Gedichten von Georg Trakl, die in Salzburg und Umgebung an den Sohn der Stadt erinnern.
© Foto: Meike Nordmeyer

Das Taxi zum Flughafen ist schon bestellt. Ich komme gerade von einem letzten Rundgang durch Salzburg zurück, bevor es nach einem knapp viertägigen Aufenthalt in der schönen und interessanten Stadt zurück nach Wuppertal geht. Da mache ich noch eine ganz besondere Entdeckung in der Linzer Gasse. Unter einem Engelskopf hängt dort eine Gedenktafel, wie es sie so viele in der Stadt gibt. Doch auf dieser steht nicht etwa geschrieben, wer dort geboren wurde, dort wohnte, komponierte, dichtete oder etwas anderes Wichtiges tat. Auf dieser Tafel sind Verse zu lesen. Sie stammen von Georg Trakl. Ich bleibe stehen. Plötzlich Lyrik. Wie überraschend. Wie schön!

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Im Dunkel

Es schweigt die Seele den blauen Frühling.
Unter feuchtem Abendgezweig
Sank in Schauern die Stirne den Liebenden.

O das grünende Kreuz. In dunklem Gespräch
Erkannten sich Mann und Weib.
An kahler Mauer
Wandelt mit seinen Gestirnen der Einsame.

Über die mondbeglänzten Wege des Walds
Sank die Wildnis
Vergessener Jagden, Blick der Bläue
Aus verfallenen Felsen bricht.

Georg Trakl

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Warum hängt hier ein Gedicht von Georg Trakl?  Das frage ich mich. Ich zücke mein Smartphone und googele schnell – und siehe da: Trakl wurde 1887 in Salzburg geboren. Der Dichter lebte bis zu seinem 21. Lebensjahr in dieser Stadt. Das war ein Großteil seines Lebens, denn er verstarb bereits im Alter von 27 Jahren. Das habe ich nicht gewusst.

Mozartsteg
Der Mozartsteg in Salzburg, die Brücke von 1903 steht unter Denkmalschutz. Auch wenn sich natürlich vieles um den berühmten Komponisten dreht – Salzburg ist nicht nur eine Mozartstadt. Auch der Dichter Georg Trakl wurde dort geboren. © Foto: Meike Nordmeyer

Das Geburtshaus des Dichters steht am Waagplatz und darin ist eine Forschungs- und Gedenkstätte eingerichtet, die im Rahmen von Führungen öffentlich zugänglich ist. An einer solchen teilzunehmen, ist nun leider nicht mehr möglich. Aber so weiß ich nun, was ich beim nächsten Mal auf jeden Fall in Salzburg tun werde. Denn wiederkommen werde ich bestimmt.

Sieben Tafeln mit Gedichten von Georg Trakl sind in der Stadt aufgehängt, dazu noch eine im Schlosspark von Hellbrunn und eine weitere in dem nahegelegenen Ort Anif. Ich entdeckte die oben gezeigte an der ehemaligen Engel-Apotheke am Anfang der Linzer Gasse, wo Trakl von 1905 bis 1908 ein pharmazeutisches Praktikum absolvierte und nach dem Studium noch einige Monate arbeitete. Die Apotheke befindet sich jetzt im Nachbarhaus. Ich muss zuvor schon mehrfach an der Tafel vorbeigelaufen sein, denn sie hängt ganz in der Nähe des Hotels im Gablerbräu, in dem ich untergebracht war. Wie schön, dass ich das Gedicht dann im letzten Moment doch noch bemerkt habe. Salzburg ist eben nicht nur eine Mozartstadt. Die Trakl-Tafel hat ihren Zweck bei mir jedenfalls voll erfüllt und mich auf einen weiteren wichtigen Sohn der Stadt aufmerksam gemacht.

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Nähere Informationen zur Georg-Trakl-Forschungs- & Gedenkstätte gibt es auf der Webseite von Tourismus Salzburg. Von da führt ein Link weiter auf eine Info-Seite zum Georg-Trakl-Haus und der Forschungs- & Gedenkstätte.

Zu der Pressereise in die Stadt hat Tourismus Salzburg eingeladen. Gewohnt habe ich im Rahmen dieser Einladung im Hotel Star Inn Gablerbräu an der Richard-Mayr-Gasse. Mein Zimmer erfreute mich mit einem schönen Ausblick auf die Festung. Das Hotel bietet einen guten Ausgangspunkt für die Besichtigung der Stadt.

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2 Replies to “Plötzlich Lyrik in Salzburg – Begegnung mit Georg Trakl

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