Görlitz – meine zweite Zipfelstadt

Stempel der Zipfelstadt Görlitz
Nach Oberstdorf nun ein Besuch in der Zipfelstadt Görlitz – damit erhalte ich meinen zweiten Stempel im Zipfelpass. © Foto: Meike Nordmeyer

Der zweite Zipfel, der zweite Stempel: Mit meiner Reise nach Görlitz habe ich mir nun wieder einen Eintrag in meinem Zipfelpass geholt. Denn nach Oberstdorf, der südlichsten Stadt Deutschlands, habe ich jetzt auch die östlichste Stadt der Republik und damit eine weitere Zipfelstadt besucht.

Görlitz, Oberstdorf, List und Selfkant bilden den Zipfelbund

Wenn ich davon erzähle, stelle ich immer wieder fest, dass der Zipfelpass bisher eher weniger bekannt ist. Dabei ist es wirklich eine schöne Aktion, die sich dahinter verbirgt. Die vier Städte, die am nördlichsten, östlichsten, südlichsten und westlichsten in Deutschland liegen, haben sich zum Zipfelbund zusammengetan. Neben Oberstdorf und Görlitz gehören also noch List auf Sylt dazu und die Gemeinde Selfkant, die südlich von Aachen liegt. Zum Bund der vier Städte gibt es den Zipfelpass. Wer in einen der vier Orte reist und dort mindestens einmal übernachtet, kann sich im dortigen Touristenbüro den Zipfelpass holen und bekommt gleich auch einen Stempel hinein als Nachweis für den Aufenthalt in der betreffenden Zipfelstadt. Dann gilt es, den Pass zu komplettieren und auch die Stempel für die drei weiteren Zipfelstädte zu erreichen. Wer es schafft, die vier Orte in vier Jahren zu besuchen, der bekommt als Präsent ein Zipfel-Paket mit ortstypischen Produkten aus den vier Städten. Aber das ist nicht das Wichtigste. Viel schöner ist, dass sich mit dem Pass die konkrete Anregung ergibt, in Deutschland soweit wie möglich in die vier Himmelsrichtungen zu reisen und vier unterschiedliche Städte näher kennenzulernen. Zwei davon habe ich nun schon erkundet und meinen Stempel erhalten. List und Selfkant im Norden und Westen kommen auch bald dran.

Untermarkt in der Zipfelstadt Görlitz
Am Untermarkt in Görlitz steht das Rathaus mit seinem hohen Turm. Weitere alte Bauwerke reihen sich rings um den zentralen Platz. © Foto: Meike Nordmeyer

Eine Tour nach Görlitz hatte ich ohnehin schon länger vor. Denn die Stadt, die fast 4000 Baudenkmale aus 500 Jahren europäischer Baugeschichte vorweisen kann, hat mich schon lange gereizt. Gotik, Renaissance, Barock, Jugendstil, Gründerzeit – all diese Baustile sind vertreten. Kirchen mit gotischem Maßwerk, Rathaus und Bürgerhäuser aus Gotik und Renaissance, Bauten mit verzierten Holztüren, mit Rund- oder Spitzbögen, mit Erkern und Bleiglasfenstern, Plätze mit Brunnen, kleine Gassen mit Kopfsteinplaster und alten Wohnhäusern, die in orangener Farbe oder in Rostrot, in Getreidegelb oder Hellgrün gestrichen sind, dazu stattliche Türme mit dicken Mauern und Wehranlagen – es ist faszinierend, durch die Straßen von Görlitz zu laufen. Gutes Schuhwerk und Ausdauer sind dabei wichtig, denn es ist so ein weites Gebiet an Straßen und Plätzen mit alten, sehenswerten Bauwerken. Läuft man etwas aus dem Altstadtkern hinaus, begleiten einen immer noch durchgängige Straßenzüge mit schmucken Gründerzeitfassaden. Kein Wunder, dass Görlitz bei diesem Reichtum an alter Bausubstanz häufig als Filmkulisse dient. Daher hat die sächsische Stadt längst den Spitznamen Görliwood erhalten.

Renaissanceportal
Renaissanceportal aus dem Jahr 1557 an der Langenstraße in Görlitz. © Foto: Meike Nordmeyer

Von der Zipfelstadt Görlitz hinüber nach Polen laufen

Vom Untermarkt in Görlitz, dem zentralen Platz, an dem das Rathaus steht, führt die Neißestraße in einem leichten Bogen hinunter zum Fluss, zur Lausitzer Neiße. Dort schwingt sich eine moderne Brücke für Fußgänger hinüber auf die andere Seite des Grenzflusses. Über diese Altstadtbrücke lässt es sich mal eben nach Polen in die Stadt Zgorzelec hinüberbummeln – das ist ganz einfach, und gerade das fand ich berührend. “Ja, die Gäste unserer Stadt finden das immer sehr beeindruckend, dabei ist das für uns ganz selbstverständlich”, sagt Katarzyna Silkeit von Görlitz Tourismus und lächelt. Die 35-Jährige ist auf polnischer Seite in der Nähe von Zgorzelec aufgewachsen. Sie wohnt und arbeitet heute in Görlitz.

Blick auf Zgorzelec
Blick von Görlitz auf die Altstadtbrücke und die polnische Schwesterstadt Zgorzelec. © Foto: Meike Nordmeyer

Ich bummel in der milden Abendsonne gemütlich auf polnischer Seite an der Neiße entlang. Mir fallen dort die frisch renovierten alten Gebäude auf, die genauso aussehen, wie in Görlitz. Das ist kein Zufall. Denn diese Wohnhäuser gehörten einst zu Görlitz. Sie bildeten die Ostvorstadt auf der anderen Seite des Flusses. Verbunden waren sie mit der übrigen Stadt über die damalige Altstadtbrücke. Doch diese ist im Mai 1945 ebenso wie andere Neißebrücken von Soldaten der Wehrmacht gesprengt worden. Durch die später erfolgende neue Grenzziehung mit der Neiße als Grenzfluss gehörte die Ostvorstadt fortan zu Polen. Das alte Quartier wurde zu Zgorzelec, es wuchs ab den 1950er Jahren weiter an und entwickelte sich zu einer eigenständigen polnischen Stadt.

Blick von Zgorzelec auf Görlitz
Blick von Zgorzelec auf die deutsche Schwesterstadt Görlitz. © Foto: Meike Nordmeyer

Heute sind beide Seiten der Lausitzer Neiße wieder gut miteinander verbunden. Die neue Altstadtbrücke wurde 2004 fertiggestellt und lässt Görlitz immer mehr mit der polnischen Schwesterstadt Zgorzelec zusammenwachsen. Görlitz-Besucher bummeln über die Brücke, schauen und fotografieren, laufen neugierig hinüber, um auch Zgorzelec ein wenig zu erkunden. Einladend wirken die zahlreichen Lokale dort direkt an der Uferstraße mit ihren Tischen und Stühlen draußen. Die Restaurants verbreiten verlockende Düfte nach polnischem Abendessen. Auch Einheimische genießen einen Abendspaziergang am Fluss oder passieren die Brücke einfach nur rasch auf dem Weg von der Arbeit oder vom Einkaufen nach Hause oder zu einem Termin, einem Treffen, einer Verabredung in der jeweils anderen Stadt. Görlitz und Zgorzelec fühlen sich zusammengehörig und zeigen das, indem sie sich stolz als Europastadt bezeichnen. Mit einem Spaziergang über die Altstadtbrücke lässt sich diese Nähe und Verbundenheit ganz unmittelbar erleben. Wer nach Görlitz reist, besucht eine Zwillingsstadt, die Europastadt Görlitz-Zgorzelec. Auch deswegen lohnt es sich, eine Tour an den östlichsten Zipfel von Deutschland zu unternehmen.

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Hier habe ich noch einen kulinarischen Tipp für Görlitz:
Die Mohnpiele – hinreißender Genuss in Görlitz

Zu der Reise in die Zipfelstadt Görlitz bin ich von Best Western Hotels Deutschland und Görlitz Tourismus eingeladen worden. Gewohnt habe ich im Best Western Hotel Via Regia an der Jauernicker Straße.

Weitere Informationen zu den Zipfelstädten und dem Zipfelpass bietet die
Webseite des Zipfelbundes

Hier der Beitrag über meine erste Zipfelstadt:
Der erste Stempel im Zipfelpass: Oberstdorf

Inzwischen habe auch die anderen Zipfelstädte besucht:
Besuch im Selfkant – mein 3. Stempel im Zipfelpass
Das Finale in List: Der 4. Stempel im Zipfelpass

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9 Replies to “Görlitz – meine zweite Zipfelstadt

  1. Ein toller Artikel. Besonders die Beschreibung von Zgorelec. Interessant, die Heimat mal mit fremden Augen zu sehen. Das macht sie gleich noch viel schöner!

  2. Hallo! Den Zipfelpass kannte ich noch nicht, finde die Idee dahinter aber wirklich sehr schön! Ich werde mich mal genauer darüber informieren, besonders Görlitz scheint mir einen Besuch wert zu sein. Vielen Dank für deinen schönen Artikel und den Bildern, viele Grüße aus meinem Urlaub in Grächen in der Schweiz =)

  3. Ich war schon gespannt, ob es Dir in Görlitz gefällt. Es ist zwar ein hübsches Stück Weg bis in diesen Zipfel Deutschlands, aber die Reise lohnt sich.
    Freut mich, dass es Dir gefallen hat und Danke für den Bericht!

  4. Sind die Zipfelstädte in Dresden beim Tag der Deutschen Einheit vom 1. bis 3. Oktober dabei? In Wiesbaden, Dresden, Mainz, Berlin, Kiel, Hamburg war immer der Lausitzer Heimatverein e.V. mit seinen Frauen in sorbischer Tracht mit am Görlitzer Stand. Mit einer Sonderausstellung des Ostereiermuseum, Erlebnishof Sabrodt sowie Teile der ersten deutschen Schmunzelgalerie von Peter Müller und sorbische Ostereier von Dorothea Tschöke aus der Elsterheide. Hier waren die für Sabrodt typischen Sprucheier ein besonderer Ausstellungsteil der Wanderausstellung des ersten ostdeutschen Ostereiermuseums. Gute Kontakte bestehen zum Ostereiermuseum in Sonnenbühl. Werbung mit sorbischen Trachten und Volkskunst für die Lausitz und Oberlausitz vom Feinsten seit 40 Jahren. …
    Freundliche Grüße an die Zipfelstadt Görlitz
    von den Frauen in Tracht des Lausitzer Heimatverein e.V.

    1. Liebe Frau Korch,
      es kann gut sein, dass die Zipfelstädte beim Tag der Deutschen Einheit dabei sind. Das erfragen Sie am besten bei den Tourismusbüros der Städte, da wird man Ihnen darüber sicherlich Auskunft geben können. Für Ihre Aktivitäten im Lausitzer Heimatverein wünsche ich Ihnen weiterhin viel Spaß und Erfolg!
      Viele Grüße, Meike Nordmeyer

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