Zeitreise in Danzig, viel Kultur und Entspannung auf der Ostsee

Frauengasse in Danzig
Zeitreise in Danzig: Die Frauengasse vermittelt einen Eindruck davon, wie die Straßen der Stadt früher ausgesehen haben.
© Foto: Meike Nordmeyer

Elegante Bürgerhäuser mit geschwungenen Giebeln reihen sich auf beiden Seiten des Kopfsteinpflasters aneinander. Vor jedem Haus führen Treppenaufgänge zu erhöhten steinernen Terrassen. Für Barbara Borzych ist die Sache klar: „Die Frauengasse in Danzig ist die schönste Straße der Welt“, erklärt sie fröhlich den Gästen, die sie als Guide fachkundig durch die Stadt führt. Sie ist mit einer Gruppe von Passagieren der Mein Schiff 6 unterwegs, zu der auch ich gehöre. Das Kreuzfahrtschiff der Tui Cruises ist von Kiel aus auf 10-tägiger Ostsee-Tour und hat als erste Station am Morgen im Hafen Gdingen bei Danzig angelegt.

Die steinernen Terrassen vor den Häusern sind die für das alte Danzig typischen sogenannten Beischläge. Auf diesen spielt sich heute wie einst das Leben ab. Früher weilten dort die reichen Kaufleute mit ihren Familien. Ursprünglich vor allem als Hochwasserschutz gedacht wurden die Beischläge von den stolzen Hausbesitzern prächtig verziert und als Sommersalon genutzt, von dem sich das Treiben auf der Straße gut beobachten ließ. Heute sind dort kleine Cafés angesiedelt oder auch Verkaufsstände, an denen Kunsthandwerk angeboten wird. Silberschmuck glänzt in der Sonne, Seidenschals flattern leicht im Wind. Bernsteinketten hängen aufgereiht auf kleinen Ständern und klackern leise aneinander, wenn eine interessierte Passantin sie inspiziert und mit der Hand durchstreift.

Ob nun wirklich die Schönste der Welt – das steht dahin. Aber eine ganz besondere Straße ist die Frauengasse auf jeden Fall. Im zweiten Weltkrieg vollständig zerstört wurde sie in den 1960er Jahren wieder originalgetreu aufgebaut. So gibt sie heute einen guten Eindruck vom historischen Danzig. Kein Wunder, dass sie schon oft als Filmkulisse genutzt wurde. Da mag man an die Verfilmung des in Danzig spielenden Romans „Die Blechtrommel“ von Günter Grass denken. Doch es sind die „Buddenbrooks“, die mit der filmischen Umsetzung von Franz Peter Wirth aus dem Jahr 1979 in der Frauengasse lebendig wurden. Den Originalschauplatz Lübeck aus dem Roman von Thomas Mann hat der Regisseur in dieser Straße in Danzig in Szene gesetzt.

Mein Schiff 6 im Hafen
Großes Schiff und kleine Reisebloggerin davor: Die Mein Schiff 6 im Hafen von Gdingen bei Danzig. © Foto: HM / Meike Nordmeyer

Bei der Begeisterung, mit der Barbara Borzych von der Stadt erzählt, wird sie wohl gebürtige Danzigerin sein, so vermute ich und frage sie danach. Doch sie schüttelt den Kopf. „Ich kam mit 18 Jahren zum Studieren nach Danzig. Da nannten mich alle nur das Marielchen, also das Mädchen aus Masuren“, erzählt die 58-Jährige lächelnd. Sie stammt aus Elk, mit deutschem Namen Lyck in Masuren. „Dort wurde Siegfried Lenz geboren“, fügt sie hinzu und kann damit schon wieder auf Literatur verweisen.

Der Besuch der polnischen Hansestadt Danzig bildet den Auftakt der Reise mit der Mein Schiff 6 auf der Ostsee. Die Tour führt weiter nach Klaipeda in Litauen und bietet dort die Gelegenheit zu einem Ausflug auf die Kurische Nehrung. Da wollte ich immer schon mal hin und nun ist es endlich soweit! Auf dem langgestreckten Landstreifen, der das Kurische Haff von der Ostsee abtrennt, lockt wieder ein ganz besonderer Ort für Literatur-Liebhaber. Denn dort steht auf einer Düne oberhalb des Örtchens Nida das einstige Sommerhaus von Thomas Mann und lädt als Kulturzentrum und Museum zum Besuch ein. Von dem kakaobraunen Holzhaus mit himmelblauen Fensterläden geht der Blick weit über die silbrigblaugrüne Wasserfläche des kurischen Haffs, das im milden Licht ruhig daliegt und schimmert – ein traumhaft schönes Panorama konnte der Schriftsteller von seinem Arbeitszimmer aus genießen.

Thomas Mann Haus Nida
Auf der Kurischen Nehrung steht oberhalb des Ortes Nida das einstige Sommerhaus des Schriftstellers Thomas Mann. Heute ist es Kulturzentrum und Museum. © Foto: Meike Nordmeyer
Ausblick Thomas-Mann-Haus
Traumhaft schön: Der Blick aus dem Thomas-Mann-Haus in Nida über das Kurische Haff. © Foto: Meike Nordmeyer

Von Litauen fährt das Kreuzfahrtschiff weiter über die Ostsee nach Russland. Bis zur nächsten Etappe der Reise, der Ankunft in St. Petersburg, steht nun ein Seetag an. Dieser bietet Zeit für Aktivitäten und Entspannung auf dem Schiff.

Pool auf der Mein Schiff 6
25 Meter lang ist der Pool auf der Mein Schiff 6. In den Morgenstunden und bei recht kühlen Temperaturen ist wenig los und viel Platz zum Schwimmen. © Foto: Meike Nordmeyer

In dem 25 Meter langen Pool ziehen nur die Unerschrockenen ihre Bahnen, denn es ist sehr kühl für ein Bad draußen auf Deck. Der weitläufige Wellness-Bereich und die Sauna bieten hingegen genug Gelegenheit zum Entspannen in wohliger Wärme. Sport treiben lässt sich im Fitness-Center oder in der Arena auf Deck 14. Wer Lust auf Kultur hat, der kann dem Streichquartett lauschen, das in der Café-Bar musiziert. Das mag ich besonders gerne, da gehe ich natürlich hin. Danach werde ich selber kreativ und mache bei einem Aquarell-Kurs beim Bordmaler mit. Für ein Entertainment-Programm am Abend mit Theater und Revue ist natürlich auch gesorgt. Als besondere Attraktion gibt es wie schon auf der Mein Schiff 5 im Studio eine Hologramm-Show mit lebensechter 3D-Illusion bekannter Künstler wie Heino, Rolando Villazón oder Dieter Hallervorden. Ein Seetag geht bei dem breiten Angebot verblüffend schnell vorbei.

Im Hafen von Tallinn
Die Mein Schiff 6 liegt im Hafen von Tallinn in Sichtweite zur Altstadt. © Foto: Meike Nordmeyer

Nach zwei Tagen Aufenthalt in St. Petersburg liegen mit Tallinn und Stockholm noch weitere interessante Städte auf der Tour. In Estland macht die Mein Schiff 6 ganz nah vor der Hauptstadt fest. Ich habe Glück und wohne in einer Kabine auf der richtigen Seite. Morgens nach dem Aufstehen ziehe ich die Vorhänge zur Seite und blicke direkt auf die Altstadt von Tallinn, deren Gebäude sich auf einem Hügel zusammendrängen. Dann ist die Sache klar. Nun heißt es, schnell zum Frühstück gehen und auf zur Stadtbesichtigung. Diesmal geht es ganz unkompliziert zu Fuß los, ich laufe einfach in Richtung der alten Türme, die stolz vor mir emporragen. Ich freu mich schon, denn ein ganz entspannter, individuell gestalteter Landgang liegt vor mir, mit Besichtigungen, Zeit zum Bummeln und auf jeden Fall auch einem gemütlichen Café-Besuch.

Blick auf Tallinn
Die Mein Schiff 6 hat im Hafen von Tallinn festgemacht. Vom Balkon meiner Kabine aus bietet sich ein schöner Blick auf die Altstadt mit ihren Türmen. © Foto: Meike Nordmeyer

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Ich bin von der Tui Cruises zu der Kreuzfahrt mit der Mein Schiff 6 auf der Ostsee eingeladen worden.

Mit diesem Beitrag mache ich bei der Blogparade – Meine beste Kreuzfahrt des Reiseblogs fernwehblog.net mit.

Weitere Informationen
Seit Juni 2017 gehört die Mein Schiff 6 zur Flotte von Tui Cruises. Das Kreuzfahrtschiff ist baugleich mit dem Schwesterschiff Mein Schiff 5 und dementsprechend ebenso für rund 2500 Passagiere ausgelegt, berechnet auf Zwei-Bett-Basis. Rund 1000 Crew-Mitglieder aus etwa 50 verschiedenen Nationen arbeiten an Bord. Es gibt 12 Restaurants und Bistros sowie 14 Bars und Lounges. Das Schiff weist 15 Decks auf, einen Außenpool mit 25 Metern Länge und eine Joggingstrecke von 280 Metern.

Informationen zu der Mein Schiff-Flotte und den verschiedenen Routen unter: www.tuicruises.com

Mehr Blogartikel zu Kreuzfahrten oder Touren mit Fährschiffen finden sich in folgender Rubrik: meikeknoten – auf dem Wasser unterwegs

meikeknoten

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