Musik mondän in Luzern genießen

Die Bar im Hotel Schweizerhof
Die elegante Bar im Hotel Schweizerhof – ein Veranstaltungsort für die Jazzpiano-Konzerte im Rahmen des Lucerne Festivals. © Foto: Meike Nordmeyer

Mit gedämpfter Stimme bestelle ich einen Martini Bianco an der Theke der eleganten Hotelbar des Schweizerhofs in Luzern. Die Eiswürfel klimpern leise im Glas, als der Barkeeper den Drink für mich bereitet. Ich rutsche auf einen der Barhocker. Von hier aus habe ich einen guten Blick auf den Flügel, an dem der Jazz-Musiker Christian Willisohn kraftvoll, in gekonnt vertrackten Rhythmen spielt und mit rauchiger Stimme dazu singt. Das Konzert läuft schon seit längerer Zeit. Der Musiker hat die Zuhörer längst in seinen Bann gezogen. Vor allem die Besucher, die in den schwarzen Sesseln direkt vor dem Flügel sitzen, gehen bei der Musik voll mit, wippen und klatschen immer wieder. Die Gäste an der Theke lauschen ebenfalls, führen aber auch leise Gespräche. Es herrscht eine lockere Konzert- und Bar-Atmosphäre.

Pianokonzert im Des Balances - Programmpunkt beim Lucerne Festival am Piano
Pianokonzert in der Bar des Hotels Des Balances. Dort spielt gerade der italienische Musiker Alessandro d’Episcopo.
© Foto: Meike Nordmeyer

Für mein spätes Eintreffen habe ich einen guten Grund. Denn ich habe zuvor ein Klavierkonzert im modernen Kultur- und Kongresszentrum Luzern (KKL) besucht. Im vollbesetzten großen Konzertsaal spielt die Academy of St. Martin in the Fields das fünfte Klavierkonzert von Beethoven. Der renommierte Pianist und Dirigent Murray Perahia hat sowohl die musikalische Leitung als auch den Solopart am Klavier übernommen. Die Musiker entfalten das Werk mit kräftigem, farbreichem, dabei fein konturiertem Spiel. Atemberaubend ertönt der lyrische zweite Satz mit nahezu schwebenden Klängen. Wohlig benommen von dem intensiven Musikerlebnis laufe ich nach dem Konzert durch die kalte Nachtluft. Es ist nicht weit vom KKL zum Hotel Schweizerhof. Ich gehe am Ufer des Vierwaldstättersees entlang, schaue auf das nachtschwarze Wasser, und das Konzert klingt noch in meinen Ohren.

In der Eingangshalle des Schweizerhofs mit ihren rotbraunen Marmorsäulen und der cremefarbenen, stuckverzierten Kassettendecke dringen schon die Töne des Pianos aus der Bar herüber. Erst ein hochwertiges Klassikkonzert und dann den späten Abend bei Jazz-Musik in einer mondänen Hotelbar ausklingen lassen – das ist ein feines Programm. Im November kann man das in Luzern gleich an mehreren Abenden genießen. Denn in dieser Zeit findet jährlich das Lucerne Festival am Piano statt.

Die Bar im Hotel National
Klein und fein: Die Bar im Hotel National.
© Foto: Meike Nordmeyer

Mit seiner reizvollen Lage am Vierwaldstättersee und der direkt an der Reuss gelegenen Altstadt ist Luzern immer einen Besuch wert. Mehrere Konzert-Reihen im Laufe des Jahres gibt es in der Stadt. Bekannt sind vor allem die Festival-Tage im Sommer, zu denen sich Stars der Klassik wie Anne-Sophie Mutter und Lang Lang regelmäßig einfinden. Wer Klaviermusik besonders liebt, sollte sich den November mit dem Lucerne Festival am Piano vormerken. Auch diese etwas weniger bekannten winterlichen Musiktage  bieten ein hochkarätiges Programm. Als kleines Festival im Festival gehört zudem die Reihe Piano-Off-Stage dazu mit Konzerten in den schönsten Hotelbars der Stadt. Die haben mich  besonders gereizt. So habe ich mich gerne ins winterliche Luzern locken lassen.

Neun Pianisten haben im vergangenen November an fünf Abenden in den verschiedenen Bars gespielt. Die Besucher ziehen von einem Ort zum nächsten, genießen die Musik und die gute Gelegenheit, die Locations kennenzulernen. Da trifft man sich in der ein oder anderen Bar wieder, kommt ins Gespräch und tauscht sich aus, welches Konzert und welcher Ort am besten gefallen haben. Von der kleinen stilvollen Bar im Hotel National bin ich besonders angetan. Das Montana bietet zudem mit seiner erhöhten Lage einen schönen Ausblick auf den nächtlichen See. Im Hotel “Wilden Mann” findet das Konzert im Restaurant “Sauvage” statt. Dort herrscht weniger Bar-Atmosphäre, sondern eher die einer guten Stube. Dafür überzeugt mich dort die Jazz-Pianistin Ayako Shirasaki ganz besonders. Sie bietet ein temperamentvolles, facettenreiches Spiel, rhythmisch anspruchsvoll variiert und auch immer durchsetzt von fein versonnenen Passagen. Ein intensives Konzert. Das Publikum dankt mit begeistertem Applaus. So manch einer wollte wohl ebenso wie ich schon längst zur nächsten Bar aufbrechen und ist doch gerne dort hängengeblieben. Zur noch späteren Stunde entdecke ich dann in der Bar des Hotels Des Balances mehrere Musiker, die zuvor im KKL auf der großen Konzertbühne im Einsatz waren und sich nun bei einem Drink und Jazzakkorden entspannen.

Richard Wagner Museum in Luzern
Das Richard Wagner Museum in Tribschen am Rand von Luzern. © Foto: Meike Nordmeyer

Tagsüber lässt sich ebenfalls viel Kultur in Luzern genießen. Mit der Sammlung Rosengart an der Pilatusstraße besitzt die Stadt ein kleines, aber herausragendes Kunst-Museum. Es zeigt etwa 220 Werke des Impressionismus und der klassischen Moderne, darunter eine Vielzahl an Arbeiten von Picasso und Klee sowie unter anderem von Matisse, Cézanne, Chagall und Miró. Für Musikfans ist zudem der Besuch des Richard Wagner-Museums ein Muss. Es ist eingerichtet in einem Landhaus auf Tribschen, einer kleinen Landzunge im Vierwaldstättersee am Rand von Luzern. Dort hat der Komponist sechs Jahre lang mit seiner Frau Cosima und ihren und den gemeinsamen Kindern gelebt. Bei schönem Wetter bietet es sich an, dorthin einen Spaziergang zu unternehmen. Vom Bahnhof aus dauert dieser etwa eine halbe Stunde und führt größtenteils am Seeufer entlang. Angesichts des Schneeregens im November nehme ich allerdings den Bus. Nach etwa 10 Minuten Fahrt und 5 Minuten Fußweg erreiche ich das Landhaus. Fasziniert laufe ich über den knarrenden Holzboden durch die Räume, in denen der große Musiker lebte und arbeitete. Und auch hier spielt wieder das Klavier eine wichtige Rolle: Im Salon steht der Original-Flügel, auf dem Wagner zuvor schon während seines längeren Aufenthaltes im Hotel Schweizerhof, dann in diesem Wohnhaus in Tribschen und später auch in Bayreuth komponiert hat.

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Mehr über Luzern und insbesondere über das Hotel Schweizerhof schreibe ich hier:
Schlauer schlafen in Luzern

Weitere Informationen
www.lucernefestival.chwww.rosengart.ch
www.richard-wagner-museum.ch

Zu dem winterlichen Aufenthalt in Luzern haben mich Schweiz Tourismus, Luzern Tourismus, das Hotel Schweizerhof sowie das Lucerne Festival eingeladen.

 

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