Schiffsreise von Stockholm zu den Åland-Inseln

Unterwegs im Inselreich zwischen Schweden und Finnland – eine Kreuzfahrt mit der Cinderella der Viking Line führt von Stockholm zu den finnischen Åland-Inseln. Dort fasziniert besonders die kleine Schäreninsel Kobba Klintar.

Die MS Cinderella in Stockholm
Die Cinderella bei ihrer Anfahrt auf ihre Anlegestelle in Stockholm. Von hier startet das Fährschiff seine Tour zu den finnischen Åland-Inseln. © Foto: Meike Nordmeyer

Ein blutrot getünchtes Holzhaus ziert die kleine Felseninsel. Ihm zur Seite steht ein weißer Fahnenmast, an dem die schwedische Flagge weht. Eine Ansammlung an Tannen und Birken drängt sich auf dem Buckel der Insel. Am Anlegesteg schaukelt ein grüner Holzkahn im dunkelblauen Wasser. Ein weißes Segelboot zieht vorbei. Schweden wie im Bilderbuch – diesen Anblick bietet der Schärengarten, die Landschaft aus rund 30.000 Inseln, die sich vor den Toren Stockholms weit in die Ostsee hineinzieht. Schären sind Inseln, deren Granitfelsen einst von der Eiszeit glatt geschliffen wurden. Einige der größeren Inseln sind bewohnt, die meisten jedoch nur im Sommer. Ferienhäuser, Cafés und Restaurants laden zum Besuch ein. Auf manchen kleinen Schären steht nur ein Mini-Leuchtturm, auf anderen finden sich bloß ein paar Büsche und hellgrüne Flechten.

Schärenlandschaft vor Stockholm
Abendstimmung in der Schärenlandschaft vor Stockholm. Die Cinderella zieht auf ihrer Fahrt an etlichen großen und kleinen Inseln vorbei. © Foto: Meike Nordmeyer

Gemächlich zieht die Cinderella der Viking Line an den Schären vorbei. Ich stehe an Deck und bestaune die faszinierende Landschaft. Das große Fährschiff hat wie jeden Tag um 18 Uhr in Stockholm abgelegt, um über Nacht zu den finnischen Åland-Inseln zu fahren. Die Inselgruppe liegt am Eingang des Bottnischen Meerbusens zwischen Schweden und Finnland. Nach intensiven Besichtigungstagen in Stockholm bietet die Minikreuzfahrt mit der Cinderella die Möglichkeit, die Städtetour um einen komfortablen Ausflug zu erweitern. An Bord lässt sich in einem der verschiedenen Restaurants gemütlich speisen, während die Bilderbuch-Landschaft der Schären vor dem Fenster vorbeizieht. Da ich im Hochsommer unterwegs bin, kann ich danach an Deck noch lange den Blick auf die Inseln und das Meer im milden Abendlicht genießen. Da scheint die taubenblaue Farbe des Himmels mit der des Wassers ineinander zu fließen, bis sich ein lachsfarbener Lichtstreifen vor den Horizont legt. Das Wasser kräuselt sich und wird zur späten Stunde tintenblau.

Zu dieser Zeit steigt längst die Party an Bord. In der Disco sorgen mehrere Bands im Wechsel für Stimmung. Die Bar-Keeper mixen unermüdlich Cocktails, in einem separaten Raum läuft Karaoke. Wer mag, kann bis in die frühen Morgenstunden feiern. Viele Stockholmer lieben die Cinderella dafür und bezeichnen sie als Partyschiff. Auch die Gelegenheit zum Einkaufen im Duty-Free-Shop wird gerne genutzt. Viele aus Stockholm und Umgebung stammende Gäste unternehmen die 21-stündige Seereise daher komplett als Rundfahrt. In den knapp zwei Stunden am frühen Morgen, in denen das Schiff im Hafen der Åland-Hauptstadt Mariehamn liegt, gehen sie nicht von Bord. Sie frühstücken erst nach 9 Uhr, wenn die Cinderella schon wieder auf dem Rückweg nach Stockholm unterwegs ist.

Außenkabine auf der Cinderella
Gemütlicher Rückzugsort – meine Außenkabine auf der Cinderella, dem Fährschiff der Reederei Viking Line. © Foto: Meike Nordmeyer

Die Gäste, die weniger Lust auf Party haben, finden auch ihre Ruhe an Bord. Für einige Reisende gibt es zudem gute Gründe, sich zeitig zum Schlafen in die Kabine zurückzuziehen. Denn wer die Åland-Inseln besuchen will, nutzt den ersten Teil der Schiffstour zur Anreise und fährt erst einen oder mehrere Tage später wieder zurück. Das ist auch mein Vorhaben. Also heißt es früh aufstehen. Morgens um 7.15 Uhr gehe ich mit einigen anderen Åland-Besuchern an Land. Auch ein paar Autos rollen zu der frühen Stunde vom Schiff.

Kobba Klintar - eine Schäre der Åland-Inseln
Karg, doch traumhaft schön mit Seemarke und Lotsenhäusern: die Schäreninsel Kobba Klintar liegt ein Stück vor der Hafeneinfahrt von Mariehamn, der Hauptstadt der finnischen Åland-Inseln. © Foto: Meike Nordmeyer

Zur Schärenlandschaft von Åland gehören mehr als 6700 benannte und insgesamt 20.000 Inseln und Schären. Zu vielen von ihnen lassen sich Touren mit Ausflugsbooten unternehmen. Kobba Klintar lockt schon mit seinem klangvollen Namen. Das kleine Motorboot von Bo-Erik Westberg düst flink über das Wasser. Von Mariehamn braucht es nur 10 Minuten nach Kobba Klintar. Vier Passagiere sind mit mir an Bord. Als wir an Land gehen, steht Rune Karlsson dort und begrüßt jeden Gast mit Handschlag. Karlsson hat 2002 den Verein Kobba Klintars Vänner (Freunde) gegründet, der die kleine Schäre pflegt, verwaltet und zu einem Ausflugsort gemacht hat. „Hier kommen die Gäste zur Ruhe. Sie können ungestört auf das offene Meer schauen. Und man möchte auch nichts anderes, wenn man hier ist“, sagt Karlsson und lächelt.

Fährschiff zieht an Kobba Klintar vorbei
Dicht vor den Felsen der kleinen Insel Kobba Klintar ziehen die großen Fährschiffe vorbei.
© Foto: Meike Nordmeyer

Auf dem rotgrauen, kargen Felsen fällt eine weiße Pyramide auf, die vor dem blauen Meer in die Höhe ragt. Es handelt sich um eine Bake, eine Seemarke, die hier einst stand und vom Verein in Originalgröße wieder aufgebaut wurde. Sie kann als kleiner, aber wahrlich ganz besonderer Veranstaltungsraum gemietet werden. Unweit davon steht ein Lotsenhaus aus weißem Holz mit hellgrün abgesetzten Elementen. Es stammt von 1910 und beherbergt ein riesiges Nebelhorn. Kobba Klintar liegt ein ganzes Stück vor dem Hafeneingang von Mariehamn und wurde damit zur wichtigen Lotseninsel. Auch die alte Lotsenkate von 1862 ist noch erhalten. Darin ist heute ein Café unterbracht – ein einladender Ort, um einfach nur da zu sitzen und aufs Meer zu schauen.

Schon nach kurzer Zeit wirkt der Zauber der Insel. Beim Einstieg ins Motorboot zurück nach Mariehamn fällt mir der Abschied schwer. Doch es gibt einen Trost. Auf der Rückfahrt mit der Cinderella bietet sich noch einmal die Gelegenheit, auf Kobba Klintar zu blicken. Etwa 20 Minuten nach Abfahrt zieht das große Fährschiff an der kleinen Insel mit der weißen Pyramide vorbei – ein unvergesslicher Anblick.

Blick auf Kobba Klintar
Blick vom Deck der Cinderella auf die Insel Kobba Klintar – unvergesslich! © Foto: Meike Nordmeyer


Weitere Informationen

Die Schiffsreise von Stockholm zu den Åland-Inseln und zurück habe ich auf Einladung von Viking Line, Visit Stockholm und Visit Åland unternommen. Auch der Ausflug nach Kobba Klintar gehört dazu. Im Rahmen dieser Einladung habe ich im Hilton Stockholm Slussen sowie im Park Alandia Hotel in Mariehamn gewohnt.

Die Åland-Inseln

Die Inselgruppe verfügt über 6700 benannte und insgesamt 20.000 Inseln und Schären und liegt am Eingang des Bottnischen Meerbusens zwischen Schweden und Finnland. Es handelt sich um eine mit weitgehender Autonomie ausgestattete Region Finnlands, in der Schwedisch gesprochen wird. Die Hauptstadt ist Mariehamn. Weitere Infos zu Åland und insbesondere zu Kobba Klintar finden sich auf der Webseite von Visit Åland.

Seereise zu den Åland-Inseln
Wer die Åland-Inseln besuchen will, kann mit der Cinderella der Viking Line von Stockholm nach Mariehamn fahren. Preis für die einfache Fahrt: Kabine mit zwei Betten ab 21 Euro, Mitnahme eines Pkw ab 40 Euro. Die Cinderella fährt täglich um 18 Uhr ab Stockholm. (Stand der Infos: Dezember 2015.)
Weitere Infos auf der Webseite der Viking Line

Übernachten in Mariehamn
Das Park Alandia Hotel in Mariehamn ist fußläufig zum Fischereihafen und zum Ortszentrum gelegen. Ein Doppelzimmer kostet ab 90 Euro. Das Hotel kann in Verbindung mit einer Viking Line-Passage bei Viking Line gebucht werden.

Ausflug nach Kobba Klintar
Eine Bootstour auf die kleine Insel lässt sich mit Bo-Erik Westberg von Fiskelyckan unternehmen, die Hin- und Rückfahrt kostet 20 Euro pro Person. Das Boot startet im Fischereihafen von Mariehamn. Auch Insel-Hopping oder Angeltouren sind möglich.

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3 Replies to “Schiffsreise von Stockholm zu den Åland-Inseln

  1. …auf dieser Insel war mein Urgroßvater Lotse. Man stelle sich also vor, wie die Männer bei rauher See ins Ruderboot gestiegen sind, um an Bord eines Segelschiffes zu kommen, damit dieses nicht auf Grund lief bei Einfahrt in den Hafen von Mariehamn.
    Das von einer Dampfmaschine betriebene Nebelhorn ist unglaublich beeindruckend. Die Stimmung bei Nebel wird dort schlagartig unheimlich – im Boot ist man orientierungslos und dann dieses Geräusch!

    1. Hallo Frau Schneider,
      vielen Dank für Ihren Kommentar. Das ist ja sehr interessant! Wissen Sie noch mehr über das Leben und Arbeiten Ihres Urgroßvaters auf Kobba Klintar? Ich freue mich, wenn Sie noch mehr erzählen mögen. Ja, das war bestimmt abenteuerlich damals auf der Insel und ein harter Job bei stürmischem Wetter. Und bei Nebel ist es dort sicherlich sehr unheimlich.
      Viele Grüße, Meike

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