Die Straßen von Delft – wie gemalt!

mymeilengram - Delft
Aus der Reihe mymeilengram: neun Bilder aus Delft © Fotos: Meike Nordmeyer

Grachten, Giebel, Gemälde, große Kirchen, Käse und Keramik in Blau-Weiß – all das ist Delft. Eine stattliche historische Windmühle am Rand der Altstadt gehört auch dazu und komplettiert den Eindruck – eine kleine Stadt im typischen Holland-Flair. Die Windmühle überragt derzeit trotzig und stolz die Großbaustelle zwischen Bahnhof und Altstadt. Überraschend erblicke ich sie mitten im Verkehrsgewirr, als ich mir mit meinem Auto den Weg über die für die Baustelle verschwenkten Fahrstreifen suche. Ich biege ab und fahre ins Parkhaus an der Phoenixstraat. Kurz darauf trete ich als Fußgängerin auf der anderen Seite des Parkhauses wieder hinaus, laufe durch den Torbogen eines alten Hauses und finde mich direkt in der Altstadt wieder.

An Baustellen und dichtem Autoverkehr ist hier kein Denken mehr. Autos dürfen in der Altstadt nur sehr eingeschränkt fahren. Das Hauptverkehrsmittel ist das Fahrrad – typisch Holland eben. Auch zu Fuß lässt sich Delft bequem erkunden. Ich laufe einfach los und bummel durch die kleinen Straßen an den Grachten entlang. Schon bald komme ich zum Marktplatz mit dem Stadthaus, dem alten Rathaus an der einen Seite. An der gegenüberliegenden Seite des Platzes steht die Neuen Kirche, die allerdings auch alt ist, sie wurde um 1496 fertiggestellt. Sie prägt das Stadtbild mit ihrem 109 Meter hohen Westturm. In meinem Fotomosaik ist auf dem Bild oben links eine Häuserecke seitlich vom Marktplatz zu sehen, dahinter zeigt sich der Glockenturm des Stadthauses. Ganz in der Mitte des Bildermosaiks überragt der Westturm der Neuen Kirche eine Häuserreihe an einer Gracht.

Am Marktplatz habe ich dann auch den kleinen Durchgang entdeckt, der mit der blau-weißen Streetart im Stil der berühmten Delfter Keramik bedeckt ist. Das ist ein besonderer Hingucker, der gut zu der Stadt passt. Vor allem am Marktplatz gibt es zahlreiche Geschäfte, in denen das Delfter Blau zu kaufen ist. Seitlich der Neuen Kirche finden sich mehrere Läden mit besonders hochwertiger Ware, in denen im Verkaufsraum sogar ein Arbeitstisch steht, an denen einzelne Stücke bemalt werden und die Kunden dabei zusehen können. Besonders reizvoll sind in Delft auch die vielen einladenden Cafés an den Straßen und Plätzen, manche davon sind im französischen Stil gehalten, wie auch das Café, das ich im Bilderreigen unten links beispielhaft zeige.

Vermeer: Kleine Straße in Delft
Johannes Vermeer: Die kleine Straße. Das berühmte Gemälde ist noch bis zum 17. Juli im Museum Prinsenhof Delft zu sehen.
© Foto: Meike Nordmeyer

Wie sehr ein Gemälde von Johannes Vermeer, dem berühmten Sohn der Stadt, auch heute noch zu Delft passt, wird durch ein Foto deutlich, das ich ebenfalls in das Bildermosaik eingereiht habe. Das Gemälde heißt “Die kleine Straße”, ich zeige es hier nochmal in etwas größerer Version. Vermeer hat das Bild um das Jahr 1658 in seiner Heimatstadt Delft gemalt. Es ist nicht nur wegen seiner meisterhaften Ausführung mit besonders feinem Lichtspiel bedeutsam, sondern auch, weil es eine einfache, alltägliche Straßenszene wiedergibt – das war in der damaligen Zeit noch unüblich und bedeutete eine neue Sichtweise. Die Stadt Delft besitzt selber keine Bilder von Vermeer. Das weltberühmte Werk “Die kleine Straße” gehört zur permanenten Kollektion des Rijksmuseum Amsterdam. Es gilt dort als eines der Top-Stücke und wird nur selten ausgeliehen. Doch jetzt ist es für eine Sonderausstellung nach Delft zurückgekehrt. “Vermeer komt thuis” (Vermeer kommt nach Hause) – heißt es daher freudig auf den Plakaten zu der Delfter Ausstellung, die nicht nur das Gemälde präsentiert, sondern auch rundum dazu informiert, es in Delft verortet und in seine Zeit einordnet. Die Schau im Museum Prinsenhof Delft ist bis zum 17. Juli 2016 zu sehen. Es lohnt sich, das Bild in der Stadt im Original kennenzulernen, in der es einst gemalt wurde. Die Ausstellung ist ein sehr guter Grund mehr für einen Besuch in Delft.

______
Ich bin vom Niederländischen Büro für Tourismus & Convention (NBTC) zu dem Aufenthalt in Delft mit Museumsbesuch und einer Übernachtung eingeladen worden. Übernachtet habe ich im Hotel Grand Canal, das in der Altstadt direkt an einem der Kanäle liegt. Das Hotel ist einfach, aber sehr schön. Das Gebäude ist im Bildermosaik in der obersten Reihe in der Mitte zu sehen. Von meinem Zimmer aus habe ich direkt auf den Kanal geblickt und auch vom Frühstücksraum aus. Das hat mir gut gefallen. Die Zimmer sind lediglich etwas hellhörig, das lässt sich in einem alten, kleinen Haus nicht vermeiden.

Die Ausstellung “Vermeer kommt nach Hause – Die kleine Straße zurück in Delft” ist noch bis zum 17. Juli 2016 im Museum Prinsenhof Delft an der Sint-Agathaplein 1 zu sehen. Auf der Webseite des Museums finden sich weitere Infos, Öffnungszeiten und Eintrittspreise.

Ein weiterer Artikel zum Thema:
Auch meine Bloggerkollegin Simone schreibt auf ihrem Nach Holland Blog über die Ausstellung und über Vermeer in Delft.

Mehr Kunst in Holland findet sich hier:
‘s-Hertogenbosch: Ein Jahr im Zeichen von Hieronymus Bosch

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert