3 Schlösser und 6 Burgen – eine Zeitreise am Neckar

Blick auf Schloss Heidelberg
Weltberühmtes Gemäuer über den Dächern der Stadt – Blick auf Schloss Heidelberg. Fulminante erste Etappe meiner Tour auf der Burgenstraße, auf der ich Schlösser und Burgen am Neckar erkunde. © Foto: Meike Nordmeyer

In Mannheim bin ich schnell. Kaum mehr als zwei Stunden fahre ich mit dem ICE von meiner Heimatstadt Wuppertal aus und schon habe ich den Beginn der Burgenstraße erreicht. Der erste Abschnitt dieser thematischen Ferienstraße führt landschaftlich besonders reizvoll am Neckar entlang und der steht nun auf meinem Programm. An einem verlängertem Wochenende mit Feiertag und Brückentag will ich mir jede Menge Schlösser und Burgen am Neckar anschauen. Und da mache ich es ganz nach dem Motto “think big” und fange mit der wohl berühmtesten Ruine der Welt an: das Schloss in Heidelberg. Ich wechsel in Mannheim also schnell in die S-Bahn und brauche nur etwa 15 Minuten nach Heidelberg.

Steffen Schmid von Heidelberg Marketing empfängt mich am Schloss und geht mit mir auf Zeitreise. Er führt mich über das weitläufige Areal und hat viel zu erzählen über das vielgestaltige Gebäudeensemle, bei dem es sich ja nicht einfach nur um eine Ruine handelt, sondern um ein Schloss und zugleich einen Festungsbau mit den unterschiedlichsten Gebäudeteilen aus verschiedenen Bauphasen mit zahlreichen Trakten, Türmen und Toren. Steffen erzählt fachkundig und anschaulich von der einstigen Bedeutung als Residenz von europäischem Rang, aber auch von Krieg und Zerstörung, und immer wieder geht es dabei um die Liebe, vor allem um die unglückliche.

Schloss Heidelberg - der Gesprengte Turm
Wildromantisch: der Gesprengte Turm von Schloss Heidelberg – schon Goethe zeigte sich von diesem Motiv beeindruckt. © Foto: Meike Nordmeyer

Das Schloss und das, was davon blieb, galt im 19. Jahrhundert als Inbegriff einer romantischen Ruine. Der Gesprengte Turm etwa hat bereits Johann Wolfgang von Goethe beeindruckt. Der Dichter hat seinen  Anblick 1779 in einer Zeichnung festgehalten. Viele weitere Poeten und Künstler vor allem der deutschen Romantik ließen sich ebenfalls von dem Motiv inspirieren. Und bis heute steht dieses so mächtige Bauwerk mit den meterdicken Wänden zerschmettert da und verharrt in dieser Gestalt als ein Sinnbild für Zerstörung und Vergänglichkeit.

Heidelberg als Auftakt meiner Tour ist fulminant und es ist klar, dass ich nochmal wiederkommen muss, denn es braucht wesentlich mehr Zeit für diese Stadt, die noch so viel mehr als das berühmte Schloss zu bieten hat. Und doch ziehe ich gleich am nächsten Morgen weiter. Denn an diesem Wochenende habe ich eine ganze Menge vor auf dem ersten Abschnitt der Burgenstraße. Ich werde insgesamt drei Schlösser und sechs Burgen am Neckar zu sehen bekommen.

Das Schloss Schwetzingen
Ein Besuch von Schloss Schwetzingen mit seinem weitläufigen Schlossgarten durfte auf meiner Tour natürlich nicht fehlen. © Foto: Meike Nordmeyer

Weiter geht es nun für mich mit einem Mietwagen, mit diesem mache ich mich auf den Weg in die nahegelegene Festspielstadt Schwetzingen. Damit steht ein weiteres Schloss auf dem Programm. Dort spaziere ich durch den prächtigen Schlossgarten und speise mittags im Schlossrestaurant Theodors. Ich habe Glück, ich bin zur Spargelzeit in Schwetzingen. Die Stadt ist für ihren Spargelanbau berühmt und so ist klar, was ich im Restaurant bestelle und genieße, während ich im Schatten auf der herrlichen Terrasse sitze.

Außerdem besuche ich das Museum Blau, das ganz in der Nähe vom Schloss im Stadtzentrum liegt. Das einzigartige Museum befasst sich ausschließlich und höchst facettenreich, ebenso fachkundig wie gewitzt mit der Farbe Blau. Es geht um die Natur- und die Kulturgeschichte der Farbe, um den Blick auf Wasser und Himmel, um Azulejos, die Blaue Blume, das Blaue Klavier, um Blue Jeans und die Schlümpfe, um das Blau machen und das Blau werden und vieles mehr. Über den spannenden Besuch des Museum berichte ich schon bald ausführlicher in einem eigenen Blogartikel.

Schlossrestaurant in Schwetzingen
Das Schlossrestaurant Theodors in Schwetzingen – auf der schönen Sonnenterrasse habe ich vorzüglich Spargel gespeist. Für den Anbau und die Qualität des edlen Gemüses ist die Festspielstadt berühmt. © Foto: Meike Nordmeyer

Von Schwetzingen fahre ich am Nachmittag weiter, meine nächste Station zum Übernachten ist Eberbach am Neckar. Nach dem Spargel in Schwetzingen steht damit auch am folgenden Tag eine kulinarische Berühmtheit an. Ich werde in Eberbach die dort kreiierte und weltberühmte Viktoriatorte kosten. Über den Programmpunkt habe ich einen eigenen Blogartikel geschrieben, darum sei die berühmte Nascherei hier nur erwähnt und der Beitrag verlinkt.

Auf dem Weg nach Eberbach lege ich zunächst noch einen Stopp in Neckarsteinach ein, denn dieser schöne Ort liegt direkt auf dem Weg. Dort, so wurde mir ans Herz gelegt, sollte ich unbedingt hinunter zur autofreien Uferpromenade laufen, ein Stück am Neckar entlang bummeln und in einem der Biergärten mit Blick aufs Wasser einkehren. Der Empfehlung komme ich gerne nach. Das alkoholfreie Weizenbier schmeckt mir hervorragend im schönen Biergarten “Zum Schwan”. In der Abendsonne blicke ich auf den Fluss und das glitzernde Wasser in sattgrüner Landschaft.

Hauptburg in Neckarsteinach
Die Mittelburg ist die größte der vier Burgen in Neckarsteinach © Foto: Meike Nordmeyer

Neckarsteinach bietet mir zudem die Gelegenheit, gleich vier weitere Burgen in den Blick zu nehmen. Dafür halte ich noch vor der Einkehr in den Biergarten auf dem verheißungsvollen “Vier-Burgen-Parkplatz” am Ortseingang und verschaffe mir einen Überblick. Eine Infotafel gibt dort genauer Auskunft über das erstaunliche Ensemble der vier in Sichtweite beieinander stehenden Burgen, die oberhalb von Neckarsteinach aufgereiht sind.

Die folgende Fotocollage zeigt alle vier Burgen auf einen Blick. Auf dem oberen Bild ist die zuvor auf dem Einzelbild schon gezeigte Mittelburg nochmal von der Seite zu sehen und rechts daneben die Vorburg mit grünbewachsenem Turm. Die Mittelburg und die Vorburg sind heute noch bewohnt. Das linke Bild darunter zeigt die Ruine der Hinterburg. Das Bild rechts daneben ist eine Aufnahme von Burg Schadeck, ebenfalls eine Ruine. Da Burg Schadeck so wirkt, als wäre sie am Hang festgeklebt, wird sie auch “Schwalbennest” genannt.

Vier Burgen am Neckar
Ein Ensemble aus vier nah beieinander gelegenen Burgen ist oberhalb von Neckarsteinach zu sehen. © Fotos: Meike Nordmeyer

Vier mittelalterliche Burgen so nah beieinander, was für ein außergewöhnliches Ensemble! Schon in der Romantik staunte man darüber und es bildete sich dazu eine eigene Legende. Es kursierte die Vorstellung, die Burgen seien im Besitz von vier verfeindeten Brüdern gewesen. Die Herren Steinach hätten sich in vier separate Linien aufgesplittet und deshalb entstanden vier Burgen an dieser Stelle. Doch diese Fantasien werden von der heutigen Geschichtsforschung nicht bestätigt, so ist es auf der Infotafel zu lesen. Die vier Burgen sind zu unterschiedlichen Zeiten unabhängig voneinander durch verschiedene Herrschaftsträger errichtet worden.

Mit dem Besuch von Neckarsteinach kann ich auf jeden Fall meine Bilanz an Schlössern und Burgen an diesem Wochenende deutlich erhöhen. Nicht nur deshalb ist der Ort eine lohnende Station auf der Burgenstraße und ein reizvolles Ausflugsziel unweit von Heidelberg (nur rund 13 Kilometer entfernt). Nach meinen Zwischenstopp rolle ich nun mit meinem Mietwagen einfach nur noch etwa 15 Minuten weiter am Neckar entlang bis nach Eberbach, wo ich mich in der Altstadt im Hotel “Zum Karpfen” einquartiere.

Blick auf Hirschhorn am Neckar
Blick auf Hirschhorn am Neckar – hoch über dem Ort thront die Burg der einstigen Ritter von Hirschhorn. © Foto: Meike Nordmeyer

Vom Karpfen in Eberbach nach Hirschhorn

Von Eberbach aus unternehme ich am nächsten Tag zwei Ausflüge. Der erste führt mich am Vormittag nach Hirschhorn. Den märchenhaft anmutenden Ort mit seiner ritterlichen Burg erreiche ich mit dem Auto in etwa 10 Minuten. Die Altstadt zieht sich geschützt von einer Stadtmauer am Neckar entlang, bevor der Fluss sich schon bald in eine Schleife windet. Am Ortsausgang bildet zuvor aber noch eine Schleusenanlage ein weiteres markantes Bauwerk der Stadt. Das Wehr dient zugleich als Straßenbrücke hinüber zum Stadtteil Ersheim, der von der Neckarschleife umrahmt wird.

Ausblick von Burg Hirschhorn
Von der Burg aus bietet sich eine spektakuläre Aussicht auf das Neckartal und den Odenwald. © Foto: Meike Nordmeyer

Malerische Fachwerkhäuser drängen sich in den Gassen von Hirschhorn aneinander. Hoch darüber thront die Burg, eine gut erhaltene und restaurierte Melange aus Ritterburg und Schlossanlage, die von einem Bergfried aus den Anfängen der Burg um 1250 bis hin zu einem Renaissancepalas aus dem 16. Jahrhundert reicht. Die Außenanlage ist frei zugänglich und bietet eine fantastische Aussicht auf das Neckartal und die sanften Hügel des Odenwaldes. Die Neckarschleife lässt sich von dort oben jedoch nur erahnen. Zu einem guten Ausblick auf diese empfiehlt sich eine kleine Wanderung über den Neckarsteig zu einem bestimmten Aussichtspunkt. Das ist für mich diesmal zeitlich nicht zu schaffen, die Wanderung bleibt also auf der To-Do-Liste. Ich eile jetzt nach Eberbach zurück und freue mich schon auf den Genuss der Viktoriatorte.

Aufstieg auf den Turm der Burgfeste Dilsberg
Der Aufstieg auf die 16 Meter hohe Mantelmauer der Burgruine von Dilsberg wird mit grandiosem Ausblick belohnt. Die kleine Person im roten Kleid, die da oben zu erahnen ist, das bin ich.

Noch mehr Burgerlebnis gibt es dann am Nachmittag. Ich fahre zur Burgfeste Dilsberg hinauf. Dilsberg ist ein Stadtteil von Neckargemünd mit einer mittelalterlichen Burgruine. Die gesamte Anlage der einstigen Burg, der umliegende Ort und das umgebende Mauerwerk bilden die Bergfeste und diese erhebt sich weithin sichtbar auf einem Bergkegel über dem Neckar. Über den Blick hinauf zum Dilsberg schrieb einst schon Mark Twain begeistert: “Ich darf versichern, dass diese grüne Erhebung mit ihrer wunderlichen Krone obenauf im roten Abendglühen einen überraschenden Anblick bietet.”

Ein altes Stadttor bildet den schmucken Eingang zu der Bergfeste. Von diesem geht es dann auf alten Wegen weiter zur Burgruine. Über den Treppenturm ist eigentlich ein Aufstieg auf die 16 Meter hohe Mantelmauer möglich. Doch zur Zeit meines Besuches ist der Treppenturm gerade eingerüstet zur Restaurierung. Eine temporär aufgestellte stählerne Treppenkonstruktion ermöglicht es glücklicherweise trotzdem, von außen auf die Mantelmauer hinaufzusteigen. Das lohnt sich! Noch einmal bietet sich mir ein atemberaubender Ausblick. Nach Süden hin kann ich in der Ferne die hochgelegene Burg Steinberg von Sinsheim erblicken und damit ein weiteres altes Gemäuer, das zur Burgenstraße zählt. Zur anderen Seite gewandt bietet sich mir über die Dächer des Ortes hinweg ein weiter Blick ins Neckartal.

Blick von der Burgfeste Dilsberg auf den Neckar
Blick von der Mantelmauer der Burgruine über die Dächer des Ortes Dilsberg hinweg ins Neckartal. © Foto: Meike Nordmeyer

Und dann ist schon Sonntag und die Rückreise steht an. Doch bevor ich am frühen Nachmittag in den ICE steige, habe ich noch ein bisschen Zeit für Mannheim. Damit kehre ich zum Abschluss noch einmal zum Anfang der Burgenstraße zurück, denn dort muss ich dem Barockschloss Mannheim natürlich noch meine Aufwartung machen. Es zählt mit seinem weiten Ehrenhof und einer Schaufassade von 440 Metern Länge zu den größten Schlössern Europas. Die beeindruckende Anlage sollte damals die bedeutende politische Stellung der Kurfürsten von der Pfalz deutlich machen. Von dieser Residenz der Kurfürsten war auch schon beim Rundgang im Heidelberger Schloss die Rede und so ist dieser abschließende Programmpunkt die perfekte Abrundung.

Schloss Mannheim - Abschluss der Tour zu Schlösser und Burgen am Neckar
Ein Bogengang bietet Schutz vor dem gleißenden Sonnenlicht und hilft somit auch beim Fotografieren. So entsteht diese Aufnahme mit einem seitlichen Blick auf das Barockschloss Mannheim. © Foto: Meike Nordmeyer

Das Barockschloss liegt an diesem sonnigen Vormittag im erbarmungslosen Gegenlicht, daher muss ich tricksen und ich fotografiere es von der Seite aus einem Bogengang heraus. An der Straße vor dem Schloss entdecke ich schließlich noch das Schild, das auf den Anfang der Burgenstraße verweist. Die Strecke von Mannheim bis nach Nürnberg wird da genannt und mit 320 Kilometern ausgewiesen. Als die schlösser- und burgenreiche Ferienstraße vor nun schon 70 Jahren als touristischer Verbund ins Leben gerufen wurde, führte sie zunächst von Mannheim bis nach Nürnberg. Doch die Strecke ist inzwischen längst erweitert worden bis nach Bayreuth. 780 Kilometer beträgt sie damit insgesamt. Und wichtig ist, der Verlauf orientiert sich nicht an der schnellsten, sondern immer an der für die Reisenden attraktivsten Route.

Schild informiert über den Beginn der Burgenstraße
Am Ende der Tour zurück zum Anfang: Ein Straßenschild vor dem Barockschloss in Mannheim informiert über den Beginn der Burgenstraße. Von Mannheim bis Nürnberg und heute noch wesentlich weiter bis Bayreuth führt die Route. © Foto: Meike Nordmeyer

Ich freue mich über die Entdeckung dieses Straßenschildes am Anfang der Burgenstraße, das noch von der Anfangszeit kündet. Damit schließt sich der Kreis meiner intensiven Reise. Drei Schlösser, neun Burgen und noch viel mehr habe ich gesehen und erlebt auf meiner Tour. Ein gelungener Auftakt, der neugierig auf die nächsten Abschnitte der Burgenstraße macht.

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Schlösser und Burgen am Neckar – zu meiner Tour mit Übernachtungen in Heidelberg und Eberbach bin ich von Die Burgenstraße e.V., Heidelberg Marketing und Stadtmarketing Schwetzingen eingeladen worden. Die Einladung umfasste die Fahrtkosten, die Übernachtungen, Verpflegung und Eintrittsgelder.

Hinweis zur Anfahrt mit Auto oder ÖPNV
Von Heidelberg aus habe ich die Tour mit einem Mietwagen unternommen. Die verschiedenen Etappen waren schnell zu erreichen, denn die Strecken sind nur kurz: Von Heidelberg nach Schwetzingen sind es 18 km, von Heidelberg nach Neckarsteinach 15 km, von Neckarsteinach nach Eberbach 16 km, von Eberbach nach Hirschhorn 10 Kilometer, von Ebersbach nach Dilsberg 22 Kilometer.
Auch mit dem ÖPNV lassen sich diese Ausflüge sehr gut unternehmen, darauf möchte ich hier nochmal hinweisen. Die S-Bahn-Linien S1 und S2 fahren von Heidelberg aus in etwa 15 Minuten zum Bahnhof Neckargemünd, von Heidelberg nach Neckarsteinach in 22 Minuten, nach Hirschhorn in 29 Minuten und nach Eberbach in insgesamt 34 Minuten.
Der Stadtteil Dilsberg ist vom Bahnhof Neckargemünd aus mit der Buslinie 753 in 17 Minuten zu erreichen, Ausstieg ist die klangvolle Haltestelle “Dilsberg, Vor dem Tor”. Schwetzingen ist von Heidelberg Hauptbahnhof aus mit der Buslinie 717 in 19 Minuten zu erreichen.

Zum Weiterlesen
Besuch im Café Viktoria in Eberbach am Neckar 

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