Geheimtipp für Brügge: die Adornes-Domäne – eine Zeitreise

Die Adornes-Domäne in Brügge
Die Adornes-Domäne am Rand der Altstadt in Brügge – ein beeindruckendes Gebäude-Ensemble aus dem 15. Jahrhundert. © Foto: Meike Nordmeyer

Werbung – Dieser Artikel wurde gefördert von Visit Flanders.
Es ist ganz still im Innenhof der Adornes-Domäne, einem mittelalterlichen Landgut am Rand der Altstadt von Brügge. Auf der einen Seite ragt der Turm der Jerusalemkapelle weit in die Höhe, auf der anderen zieht sich das langgestreckte Herrenhaus entlang. Die Sonne zeichnet helle Streifen zwischen die Mauern des Gebäude-Ensembles, das weitgehend aus dem 15. Jahrhundert erhalten ist. Hinter einem Torbogen reihen sich kleine weißgetünchte Häuser mit blauen Türen und Fensterrahmen aneinander, dahinter liegt ein kleiner Garten. Im Frühling blüht hier weißer Rhododendron und Flieder sorgt für violette Farbtupfer.

Der Innenhof der Adornes-Domäne
Im Innenhof der Adornes-Domäne © Foto: Meike Nordmeyer

Ich laufe langsam durch den Innenhof der Domäne und höre nur meine eigenen Schritte. Die Zeit scheint hier still zu stehen. Es könnte auch gleich der einstige Hausherr, Anselm Adornes, aus einer der Türen treten. Er lebte hier mit seiner Familie im Brügge des 15. Jahrhundert.

Doch sehr oft war er auf diesem Landgut wahrscheinlich nicht anzutreffen. Denn er war jemand, der viel reiste und sicherlich immer wieder neue Pläne für weitere Touren schmiedete, da er als Diplomat und Geschäftsmann ein weites Netzwerk pflegte. Seine Reisen führten von Brügge aus häufig nach Schottland, wo er den schottischen König Jakob III. traf, oder nach Polen, nach Rom und Neapel.

So kommt es, dass der Besuch der Adornes-Domäne eine Zeitreise zu einem Weltreisenden bietet. Denn gemeinsam mit seinem Sohn Jan unternahm Anselm auch eine Pilgerreise nach Jerusalem. Jan machte während der gesamten Tour ausführliche Aufzeichnungen, von denen heute noch zwei Manuskripte erhalten sind. Ihre Reise nutzten die beiden, um auf dem Rückweg auch den Libanon, Syrien, Zypern, Rhodos und Brindisi zu besuchen. In heutigen Zeiten würde der Sohn über die Erlebnisse in der weiten Welt sicherlich bloggen, so sinniere ich, als ich aus der kleinen, aber sehr interessanten Ausstellung komme, die hier über die Familie Adornes und besonders über Anselm, sein Wirken und seine Zeit informiert. Die Schau ist in den kleinen weißen Häusern untergebracht, den sogenannten Gotteshäusern, die einst zur Versorgung von armen, kranken und älteren Menschen und insbesondere für notleidende Witwen errichtet wurden.

Innenhof der Adornes-Domäne
Herrliche Ruhe abseits vom Tourismustrubel – so lassen sich Zeugnisse alter Zeiten gut erkunden und der Hauch der Geschichte, der um das Gemäuer weht, erspüren. Auf der linken Seite reihen sich die sogenannten Gotteshäuser aneinander. Diese und wohl noch einige mehr wurden einst aus Wohltätigkeit gebaut, um darin arme, kranke und ältere Menschen zu beherbergen und zu versorgen. Heute ist darin das Adornes-Museum untergebracht. © Foto: Meike Nordmeyer
Im Inneren der Jerusalemkapelle
Im Inneren der Jerusalemkapelle. Die Treppen an den Seiten führen hinauf in die Katharina-Kapelle, die im Turm untergebracht ist und über die sich hoch oben das Gewölbe spannt. © Foto: Meike Nordmeyer

Die Familie Adornes stammt ursprünglich aus Genua, so habe ich in der Ausstellung erfahren. Opicius Adornes hatte sich im 13. Jahrhundert dem Gefolge des Grafen von Flandern angeschlossen. So kam er nach Brügge und gründete dort eine Familie. Schon bald gehörte diese der Aristokratie von Brügge an und spielte eine wichtige Rolle im Verwaltungs- und Wirtschaftsleben der Stadt. Der bekannteste Spross ist Anselm, der dann im fünfzehnten Jahrhundert zum einflussreichen Geschäftsmann, Diplomat und Ritter wird. In demselben Jahrhundert begann die Familie, ihre Domäne in Brügge zu errichten. Die Verehrung von Jerusalem prägte die Familie, das zeigte sich schon beim Vater von Anselm. So entstand der Plan, auf dem Landgut eine Jerusalemkapelle in Anlehnung an die Grabeskirche in Jerusalem zu bauen. Diese ist 1429 eingeweiht worden.

Mittelalterliches Landgut auch heute noch in Familienbesitz

Die Adornes-Domäne befindet sich auch heute noch in Familienbesitz. Graf Maximilien und Gräfin Véronique de Limburg Stirum gehören der siebzehnten Generation der Familie Adornes an und setzen sich für den Erhalt des besonderen Kulturerbes ein. Seit nun vier Jahren ist die Domäne für Besucher geöffnet und dafür das Adornes-Museum in den Gotteshäusern eingerichtet worden. Zudem ist es möglich, die beeindruckende Jerusalemkapelle zu besichtigen.

Im Turm der Jerusalemkapelle
Beeindruckend: der Blick hinauf in den Turm der Jerusalemkapelle von Brügge. Besonders schön ist der, wenn die Sonne hinein scheint und ihr helles Licht auf das alte Mauerwerk wirft. © Foto: Meike Nordmeyer

Es gibt sie noch im vielbesuchten Brügge, diese ganz besonderen Orte, die weniger bekannt sind und gerade deshalb einen Besuch lohnen. Dort lässt sich die Atmosphäre der alten Gemäuer noch ganz in Ruhe erleben. Die Adornes-Domäne ist ein solcher Ort und ein echter Geheimtipp. Sie liegt am Rand der Altstadt, nur knappe 15 Minuten Fußweg vom Grote Markt entfernt, das ist der große Marktplatz mit dem 83 Meter hohen mittelalterlichen Belfried, dem Wahrzeichen von Brügge. Wer sich von dort auf den Weg zur Adornes-Domäne an der Peperstraat macht, wird schon bald den touristischen Trubel hinter sich lassen. Auch die Straßen um die Domäne herum sind angenehm ruhig und laden zum Spaziergang entlang von alten Häuserzeilen ein.

Und noch ein Tipp für den weiteren Stadtbummel: Wenn man seitlich an der Adornes-Domäne vorbeiläuft, weiter Richtung Rand der Altstadt, dann kommt man nach wenigen Minuten zum äußeren Stadtwall, der Ende des 13. Jahrhunderts entstanden ist. Dort sind noch vier alte Windmühlen erhalten und bieten einen schönen Anblick. Eine davon ist die Sint-Janshuismolen von 1770. Sie steht immer noch auf ihrem ursprünglichen Platz und kann wie einst auch heute noch als Getreidemühle betrieben werden. Sie ist die einzige von den vier alten Windmühlen dort, die noch zu besichtigen ist.

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Werbung – Dieser Artikel wurde gefördert von Visit Flanders. Zu der Reise nach Brügge bin ich von Visit Flanders eingeladen worden. Im Rahmen dieser Einladung habe ich im Flanders Hotel gewohnt.

Weitere Infos

Webseite der Adornes-Domäne

Öffnungszeiten der Adornes-Domäne mit Adornes-Museum und Jerusalemkapelle an der Peperstraat 3:  montags bis samstags von 10 bis 17 Uhr. An Sonn- und Feiertagen geschlossen.

Mehr Geschichten aus Flandern gibt es im Flandern Blog zu lesen.

2 Replies to “Geheimtipp für Brügge: die Adornes-Domäne – eine Zeitreise

  1. Schön, dass es doch noch solche stillen Orte in Brügge gibt. Nach meinem letzten Besuch wollte ich eigentlich einen Bogen um diesen Rummel machen, aber jetzt fahre ich vielleicht doch noch mal hin. Liebe Grüße!

    1. Liebe Anne,
      das freut mich, dass Dich mein Geheimtipp interessiert.
      Ja, ich fand Brügge stellenweise auch sehr voll. Um so schöner, wenn man dann solche besonderen Orte findet und die Ruhe genießen kann. Und dabei ist die Adornes-Domäne wirklich nicht weit vom Zentrum der Altstadt entfernt. Viele Grüße, Meike

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