Gofio – es hat einen lustigen Namen, dieses Mehl. Kennengelernt habe ich es auf Fuerteventura. Allerdings nicht in einem Restaurant, sondern in einem Museum. Im Centro de interpretacion Los Molinos, einem kleinen Mühlenmuseum in Tiscamanita im Zentrum der Insel, steht eine traditionelle Windmühle, die einst zum Mahlen von Getreide errichtet wurde. Der gesamte historische Hof mit Windmühle kann besichtigt werden und an bestimmten Tagen wird die Mühle sogar in Betrieb vorgeführt. Die begleitende Ausstellung informiert über die Geschichte des Getreideanbaus auf Fuerteventura und über das typische Gofio-Mehl, jenem auf den Kanaren nach wie vor viel verwendeten Mehl, das aus gerösteten Getreide, und zwar aus Weizen, Gerste oder Mais hergestellt wird.
Gofio hat einen würzigen, je nach Sorte auch leicht nussigen Geschmack, und da es geröstet wird, ist es nicht mehr roh und kann in Speisen eingerührt und so direkt verzehrt werden. Es ist nahrhaft und sättigend, enthält Vitamine, Proteine und Mineralien. Auf den Kanaren wurde es schon als Super-Food geschätzt, als es diese neumodische Bezeichnung noch gar nicht gab. Bauern haben früher oftmals einen kleinen Vorrat von dem Mehl als Proviant zur Arbeit auf dem Feld mitgenommen. In ihrer Pause haben sie es mit Wasser verschmischt und verzehrt. Das war praktisch, weil diese schnell hergestellte Masse Energie gab und satt machte, so wurde es mir im Museum erzählt.
Eine Mitarbeiterin des Museums führt dort zudem die einfache Zubereitung des Gofio-Mehls mit Olivenöl, Wasser, Zucker und Salz zu einer weichen Substanz vor – die schmeckt als kleiner Energiesnack erstaunlich gut, dafür dass sie aussieht wie braune Knetmasse. Aber natürlich gibt es noch jede Menge andere Gerichte mit Gofio auf den Kanaren zu probieren. Als Einlage in eine Fischsuppe etwa ist es oft zu finden oder es gibt auch diverse Süßspeisen, bei denen es gemeinsam zum Beispiel mit Mandeln und Honig angerichtet wird. Gerade so eine Dessert-Variante hat mich sehr interessiert. Ich fand das mit dem Gofio-Mehl sehr spannend und habe mir direkt im Museum eine Packung davon gekauft. Dort bekam ich die Version aus Weizen, die jetzt auch Bestandteil in meinem Rezept ist.
Nach der Reise ging es wie so oft: Als ich nach Hause kam, landete das Mehl im Vorratsschrank und dort habe ich es erstmal vergessen. Erst nach ein paar Monaten habe ich es wiederentdeckt und dann hat es mich gepackt. Ich habe angefangen, mich einzulesen über das Mehl und habe nach einem Rezept für ein Gofio-Dessert bei Pinterest geschaut. Diverse Rezepte habe ich dort gefunden. Mit den ersten beiden, die ich ausprobierte, war ich jedoch nicht so zufrieden. Vor allem die übliche Zubereitung mit Eischnee war mir lästig. Dann muss ich auch immer direkt schauen, wie ich zusätzlich das Eigelb verwerte. Und das Dessert ist damit auch nicht so gut haltbar. Hm, naja, so lange hält so etwas Leckeres sowieso nicht bei mir. Aber egal – ich habe trotzdem angefangen, eigene Varianten ohne Ei auszuprobieren. Von einem bewährten Rezept einer Himbeertorte mit Frischkäse-Creme habe ich mich anregen lassen. Ausgehend von dieser Frischkäse-Creme, die mir immer schon so gut geschmeckt hat und an der ich bei der Zubereitung der Torte immer naschen musste, habe ich nun also mein eigenes Rezept einer Gofio-Creme entwickelt. Ich finde es jetzt genau richtig so und das Ergebnis traumhaft lecker. Und dabei ist es ganz einfach zuzubereiten.
Meikes Gofio-Creme – die Zutaten
1 Packung Frischkäse (300 g)
1 Tasse Puderzucker
3 Teelöffel Gofio-Mehl (aus Weizen)
1 Teelöffel Rohrzucker
2 Teelöffel gemahlene Mandeln
1/2 Teelöffel Zitronensaft
1/2 Becher süße Sahne (100 g)
Die Zutaten ergeben etwa 3 Portionen.
Die Zubereitung
Den Frischkäse und die Tasse Puderzucker in eine Rührschüssel geben und mit dem Mixer schaumig rühren. Dann das Gofio-Mehl, den Rohrzucker, die gemahlenen Mandeln und den Zitronensaft hinzugeben. Wenn alles gleichmäßig mit dem Mixer verrührt ist, dann widmet ihr euch der Sahne. Diese in einem separaten Gefäß schlagen, bis sie fest ist. Dann vorsichtig mit dem Löffel unter die Creme unterheben. Fertig! Die Creme nun entweder sofort verzehren oder bis zum Genuss in den Kühlschrank stellen.
Was die Optik angeht, wirkt die blasse Gofio-Creme recht unscheinbar. Daher ist es schön und auch lecker, sie dekorativ zu ergänzen. Sehr gut schmecken dazu Schokoraspel und Kirschen und die Kombi sieht auch besonders gut aus, wie auf dem Foto oben zu sehen ist. Auch mit Bananenscheiben und Schokoraspeln schmeckt die Creme toll.
Noch ein Tipp: Wer gerade mal wieder eine überreife Banane zu Hause rumliegen hat und diese verarbeiten muss, kann die auch in kleine Stücke schneiden und mit dem Mixer unter die Creme rühren. Also bevor die Sahne dazu kommt. Die weiche Banane verbindet sich wunderbar mit der Creme und gibt noch eine zusätzliche Geschmacksnote. Dann besser etwas weniger Rohrzucker hinzugeben oder den ganz weglassen, denn die reife Banane bringt auch einiges an Süße mit.
Gofio-Mehl einkaufen
Eine wichtige Frage ist noch: Wo bekomme ich das Gofio-Mehl her? Am besten ist es, ihr bringt es euch von einem Kanaren-Urlaub mit, denn auf den Inseln ist es in jedem Supermarkt zu bekommen. Aber dazu ist natürlich nicht immer die Gelegenheit. In Deutschland bekommt man das Gofio nicht einfach im Supermarkt, auch im Bio-Markt oder Reformhaus hat man nur gelegentlich Glück und entdeckt es im Regal. Aber im Internet ist es leicht zu finden, es gibt mehrere Online-Shops mit Kanaren-Produkten, die verschiedene Gofio-Sorten im Sortiment haben. Noch ein Hinweis: Um das Gofio für Süßspeisen zu verwenden, ist es wichtig, eine Sorte ohne Salz (sin sale) einzukaufen. Denn es gibt auch Sorten, die mit Meersalz versehen werden.
Dann kann es also bald losgehen mit der Gofio-Creme. Ich wünsche viel Genuss damit! Aber Vorsicht – es besteht eine gewisse Suchtgefahr.
______________
Den Besuch des Mühlenmuseums in Tiscamanita habe ich auf einem Landausflug nach Fuerteventura im Rahmen einer Kreuzfahrt mit Aida unternommen. Zu der Recherchereise bin ich von Aida Cruises eingeladen worden.
Mehr zum Centro de interpretacion Los Molinos in Tiscamanita – Infos auch auf deutscher Sprache
Mehr Informationen zum Gofio-Mehl finden sich auf Tenerrifa News oder auch auf einer entsprechenden Themen-Seite von Wunderweib.
Blogartikel zum Weiterlesen
Männlich oder weiblich – Windmühlen auf Fuerteventura
Windmühlen – vom kühnen Krafwerk zum nostalgischen Kleinod
Große Liebe: Windmühlen und Leuchttürme
Sieht super lecker aus! Muss ich mal probieren, danke für das Rezept :)
Liebe Grüße
Alice Christina von alicechristina.com
Sehr gerne! Danke für die Rückmeldung. :-)
Viele Grüße
Meike
Liebe Meike,
ich habe Gofio vor einigen Jahren mal auf Fuerte gegessen und war begeistert. Ja, es macht süchtig. ;-) Nach dem Urlaub ist es dann in Vergessenheit geraten, bis heute. Danke für die süsse Erinnerung. Im Supermarkt habe ich es nicht gefunden, aber wie Du schreibst, sollte es ja genug Shops im Netz geben. Ich habe es übrigens beim großen Internethändler mit A gefunden. ;-)
Viele Grüße
Stephi
Das freut mich sehr, dass ich eine süße Erinnerung auslösen konnte.
Dann solltest Du Dir bald mal eine Packung Gofio bestellen und mit der Creme loslegen!
Viele Grüße
Meike
Hallo Meike,
ich bin gerade eine Woche von der Kanaren-Kreuzfahrt mit AIDAnova zurück. Ich habe auch dieses kleine Mühlenmuseum besichtigt. Für mich ist es wichtig, zu versuchen, Land und Leute ein bisschen kennenzulernen. Dass das bei einer Kreuzfahrt nur bedingt möglich ist, weiß ich sehr wohl. Leider habe ich mir kein Gofio Mehl mitgebracht, aber ich werde es mir besorgen und dein Rezept ausprobieren. Ich möchte es gerne für eine Frauengruppe machen, denen ich per PowerPoint über meine Reise erzähle. Reicht die Menge zum Probieren für 10 bis 12 Frauen aus, oder sollte ich die doppelte Menge nehmen?
Liebe Grüße aus der Nachbarstadt Solingen sendet
Conni Arlitt
Hallo Conni,
schön, dass Du mein Rezept für die Gofio-Creme gefunden hast und ausprobieren möchtest.
Zu Deiner Frage – wenn jede Frau aus der Gruppe nur einen kleinen Teelöffel von der Creme probiert, dann wird die Menge wohl reichen. Aber das ist doch ein bisschen knapp bemessen. Vielleicht möchte die ein oder andere Person ja noch einen zweiten Löffel nehmen? Ich würde lieber die doppelte Menge machen.
Liebe Grüße aus Wuppertal,
Meike
Könnte ich die Masse auch in eine Eismaschine geben und Eis daraus machen? Habe in Gran Canaria leckeres Gofio Eis gegessen und finde kein Rezept.
Grüße Tanja
Ich habe keine Eismaschine, daher habe ich keine Erfahrung damit. Aber ich denke schon, dass es geht. Vielleicht sollte dafür noch ein bisschen Milch hinzugefügt werden, damit die Masse etwas cremiger und etwas weniger fest ist. Dann sollte das bestimmt klappen.
Wenn Du es mal ausprobiert hast, dann freue ich mich, wenn Du es hier nochmal mitteilst.
Viele Grüße, Meike
Vor Jahrzehnten haben meine Eltern mal Gofio von einem Kanarenurlaub mitgebacht. Ich fands super, kenne aber nur herzhafte Varianten. Ich bin auch nicht so die Süße, aber das mit dem Frischkäse klingt lecker.
Lustig, dass mir gerade jetzt dein Blogpost in die Timeline gespült wurde, denn in ein paar Tagen fliege ich nach Fuerteventura. Ich werde versuchen, das Museum zu besuchen, mich mit Gofio eindecken und dann bestimmt mal dein Rezept ausprobieren. :)
(Und nach dem hier in den Kommentaren erwähnten Gofio-Eis Ausschau halten!)
Hallo Ute,
das ist ja toll, dass Du meinen Gofio-Artikel so rechtzeitig entdeckt hast!
Es lohnt sich wirklich, das Gofio in dem Mühlenmuseum zu kaufen. Es ist besonders gut, so schön nussig. Wenn ich nächstes Jahr hoffentlich auch mal wieder nach Fuerteventura reise, werde ich mir das auch wieder von dort mitbringen.
Ich wünsche Dir einen schönen Urlaub auf der Insel! Und ich bin gespannt, wie Dir die Gofio-Creme schmeckt, wenn Du wieder zurück bist und das Rezept ausprobiert hast.
Viele Grüße, Meike
Hallo Meike, habe es im Restaurant El Horno in Villaverde als Nachtisch probiert. Richtig lecker. Dein Rezept war Gold wert, da fast identisch. Vielen Dank.
Hallo Micheline,
das freut mich sehr, dass mein Rezept so passend kam!
Vielen Dank für die tolle Rückmeldung.
Liebe Grüße, Meike