Sardinien, die italienische Insel mit den Traumstränden, hat auch viele bedeutende Ausgrabungsstätten zu bieten. Eine davon ist die antike Ruinenstadt Nora, die auf der schmalen Landzunge Capo di Pula im Süden der Insel liegt und auch gerne als das sardische Atlantis bezeichnet wird. Eine Sturmflut hat im Jahr 1889 einige Überreste der antiken Stadt überraschenderweise freigespült, woraufhin schon damals Ausgrabungen vorgenommen wurden. In den Jahren 1952 bis 1960 wurde Nora dann weiter ausgegraben und systematisch erforscht. Auch heute werden die Arbeiten fortgesetzt. Bei meinem Besuch dort konnte ich einem Team von Archäolog:innen bei seinem Einsatz zusehen.
Ein Teil der antiken Stadt aus phönizischer und römischer Zeit ist nach wie vor unter dem Wasser verborgen geblieben. Der steigende Meeresspiegel in jüngster Zeit sorgt zudem dafür, dass einiges von dem Freigelegtem nun wiederum im Meer versinkt.
Mitten in dem archäologischen Park von Nora wurde im Sommer dieses Jahres eine riesige Skulpturengruppe platziert, die aus elf verspiegelten, leicht geneigt aufgestellten Säulen besteht. Anlass dafür war die Veranstaltung “Alta Moda 2024” von Dolce & Gabbana. Das weltberühmte Unternehmen hat den amerikanischen Künstler Phillip K. Smith III. damit beauftragt, die Kulisse für die mondäne Modenschau zu kreieren. „Nora Mirage“ heißt das kühne Kunstwerk, das er geschaffen hat. Die Skulpturengruppe aus den elf gigantischen und doch luftig leicht wirkenden Monolithen ergänzt noch bis zum 1. Oktober 2024 die Ruinen von Nora. Die Spiegelungen sorgen für ein Zusammenspiel von Antike und Moderne, von Himmel und Erde – ein großer Wurf ist damit gelungen. Fast wirkt es so, als seien diese riesigen Säulen aus dem Weltall hinabgeschwebt und punktgenau an diesem Ort gelandet.
„Nora Mirage is dream-like, pulling the sky to the ground,
lifting the land to the sky, and tilting the horizon.“
So wird es auf einer die Skulpturengruppe begleitenden Infotafel treffend ausgedrückt.
Das inspirierende Kunstwerk animiert natürlich sogleich zum Fotografieren und die Verspiegelung lädt auch unmittelbar dazu ein, Selfies in den verschiedensten Positionen zu erstellen. Damit war ich sogleich freudig beschäftigt. Die verspiegelten Flächen der nah beieinander stehenden Säulen werfen die Bilder hin und her und sorgen so für faszinierende fragmentierte Ansichten.
Zwei der elf Säulen von “Nora Mirage” sind zudem etwas abseits von den anderen aufgestellt. Sie flankieren ein prächtiges, gut erhaltenes Mosaik der antiken Stadt. Im Hintergrund ist der Torre del Coltelazzo zu sehen, ein Sarazenenturm aus dem 16. Jahrhundert.