Rapunzel in Wuppertal – der Weyerbuschturm

Die Stadt der weltberühmten Schwebebahn hat auch tolle Türme zu bieten. Hier kommen Tipps für eine Türmetour in Wuppertal.

Weyerbuschturm in Wuppertal
Wer muss da nicht an Rapunzel denken? Der Weyerbuschturm auf dem Nützenberg in Wuppertal regt die Fantasie an. © Foto: Meike Nordmeyer

Ob Rapunzel wohl mal ans Fenster kommt? Genauso muss er ausgesehen haben, der Turm der eingesperrten Prinzessin mit dem langen, enorm tragfähigen Haar. Das denke ich jedesmal, wenn ich in meiner Heimatstadt Wuppertal, im Stadtteil Elberfeld auf der Kaiserhöhe, oder genauer gesagt in der Parkanlage auf dem Nützenberg spazieren gehe und zu dem Platz komme, auf dem der Weyerbuschturm steht. Das so märchenhaft anmutende Bauwerk von 1898 hat einst der Elberfelder Knopffabrikant und Stadtverordnete Emil Weyerbusch der Stadt für die Parkanlage gestiftet. Knopffabrikant! Auch das ist so ein Detail, das meine Fantasie anregt. Ob der Herr immer ein paar lose Knöpfe zur Ansicht und Inspiration in seiner Jackentasche gehabt hat? Ob er mit der Hand in der Tasche gedankenverloren mit den Knöpfen spielte, wenn er spazierenging oder wenn er auf der kleinen Aussichtsterrasse des von ihm gestifteten Turms stand und zufrieden über die Baumwipfel und die Dächer von Elberfeld schaute? So stelle ich es mir jedenfalls vor.

Diesen besonders schönen Turm möchte ich euch hier vorstellen als besonderen Tipp für euren nächsten Ausflug ins Bergische Land. In Wuppertal ist natürlich eine Fahrt mit der Schwebebahn ein Muss. Aber das weiß ja jeder schon. Mit dem Weyerbuschturm hingegen verrate ich euch hier einen echten Geheimtipp für den Besuch der Stadt. Denn an dem Turm kommt man auf den üblichen touristischen Pfaden nicht vorbei. Man kann ihn auch nicht von Weitem sehen, denn das Bauwerk ist mit seinen rund 35 Metern gar nicht so hoch. Der Weyerbuschturm ragt allenfalls mit seiner Spitze über die Bäume in seinem Umfeld hinaus. Man muss also schon wirklich einen Spaziergang hinauf zum Nützenbergpark unternehmen. Und ich kann euch versichern, auch nicht alle Wuppertaler kennen den hübschen Turm. Wenn ich davon erzähle oder ein Bild davon poste, bekomme ich manchmal überraschte Rückfragen von Wuppertalern, wo dieses Schmuckstück in ihrer Stadt denn zu finden sei.

Wenn man den Nützenberg erklommen hat, dann kann man das gute Stück aber nicht verfehlen. Denn wer auf den Wegen durch den Wald dort wandelt, kommt auch bald auf dem kleinen Platz an, auf dem sich der Weyerbuschturm findet. Direkt neben dem Bauwerk toben Kinder auf einem Spielplatz. Ich bin mir sicher, dass sie den Turm als eine märchenhafte Ausstattung ihres Spielbereichs betrachten.

Baumstamm mit Herz
Baum mit Herz im Nützenbergpark. Das verzierte Gewächs steht ganz in der Nähe vom Weyerbuschturm. © Foto: Meike Nordmeyer

Der Nützenbergpark befindet sich im Westen von Elberfeld und bildet eine grüne Oase mitten im Stadtgebiet. Solche Parks und Waldstücke hat Wuppertal viele zu bieten, wie auch die Hardt, die Königshöhe, den Nordpark oder auch die Barmer Anlagen. Damit zählt Wuppertal zu den grünsten Großstädten Deutschlands. Auch in den anderen Parks finden sich noch schmucke Türme, davon zeige ich unten noch drei weitere.

Doch erstmal noch mehr zum Weyerbuschturm, der auf einer Höhe von 259 Metern über NN und etwa 115 Meter über der Talsohle von Elberfeld steht. Der Turm ist 25 Meter hoch, bis zur Spitze sind es 35,5 Meter. Die Aussichtsplattform befindet sich auf 20,5 Metern Höhe. 119 Stufen führen zur Aussichtsplattform hinauf. Eine kleine Infotafel, die an seinem Sockel angebracht ist, informiert genauer über die Entstehung der Parkanlagen und den Aussichtsturm sowie über das Leben und Wirken des Stifters Emil Weyerbusch. Dort ist auch zu lesen, dass die ursprünglich offenen Balkone des Turmzimmers unterhalb der Aussichtsplattform im Jahr 1945 von den englischen Besatzungstruppen für eine Funkstation zugemauert wurden. Bei der Renovierung 1981/82 sind sie von der Stadt Wuppertal verschiefert worden. So erhielt das Bauwerk seine heutige Gestalt.

Wegweiser Weyerbuschturm
Auch herzig: Kleiner Wegweiser im Wald zum Weyerbuschturm. © Foto: Meike Nordmeyer

Nachdem im Jahr 2008 Teile des Dachs hinabgefallen waren, wurde der jedoch Turm geschlossen und eingerüstet. Es zeigte sich, dass eine umfassende Renovierung erforderlich wäre, doch dafür hatte die Stadt nicht genügend finanzielle Mittel. Daher wurden lediglich die nötigsten Reparaturen zur Absicherung vorgenommen, die Sanierung beschränkte sich vor allem auf die Abdichtung der Turmhaube. Ende April 2011 wurde daraufhin das Gerüst wieder entfernt. Der Turm blieb geschlossen, ein Aufstieg für Besucher*innen ist seitdem leider nicht mehr möglich.

Nachdem der Turm nun schon lange gewissermaßen im Dornröschenschlaf liegt, sollte das Bauwerk bis zu seinem 125-jährigen Bestehen im Jahr 2023 mithilfe von Bundesmitteln renoviert werden. Doch die geplante Sanierung war wegen klammer Kassen der Stadt und allgemein gestiegener Baukosten erstmal aufs Eis gelegt worden. Nun gibt es im Jubliläumsjahr 2023 wieder gute Nachrichten. NRW-Ministerin Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung, hat am 5. Juli 2023 im Wuppertaler Rathaus den Förderbescheid des Landes Nordrhein-Westfalen zur Renovierung des Weyerbuschturms überreicht. Neben der Zuweisung des Landes in Höhe von rund 210.000 Euro übergab die Ministerin auch rund 354.000 Euro aus dem Denkmalschutz-Sonderprogramm des Bundes. Der Förderverein Historische Parkanlagen kündigte zudem eine Spende von 40.000 Euro an. Für die Sanierung des Turms werden etwa 760.000 Euro veranschlagt. Die noch fehlenden Mittel übernimmt die Stadt Wuppertal.

Mithilfe der neuen Fördermittel kann nun begonnen werden, die Schäden am Trag- und Mauerwerk des Turms sowie an den Fenstern und Türen zu beheben. Außerdem soll der Turm wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt werden, also ohne zugemauerte Balkone. Die Planung der Sanierung hat nun begonnen. Das Gebäudemanagement der Stadt Wuppertal geht bei einem reibungslosen Sanierungsverlauf von einer Fertigstellung im Jahr 2026 aus. Das sind endlich gute Aussichten für das besondere Bauwerk!

Weyerbuschturm im Grünen
Der Weyerbuschturm steht auf einem kleinen Platz mitten im Grünen. Auf der Lichtung stehen auf beiden Seiten mehrere Parkbänke. Dort lässt sich im Sommer wunderbar die Abendsonne genießen. © Foto: Meike Nordmeyer

Ein Besuch im Nützenbergpark – oder auf der Kaiserhöhe, wie die Wuppertaler in etwas ungenauer Zuordnung sagen – lohnt sich aber auch jetzt schon. Denn der Anblick des Weyerbuschturms ist einfach bezaubernd und er bietet sich natürlich auch als reizendes Fotomotiv an. Hat er vielleicht auch das Zeug zum Instagram-Hotspot? Bislang ist es dort diesbezüglich eher ruhig. Und das darf auch gerne so bleiben. Ich mag es dort besonders an schönen Sommerabenden. Auf den Bänken am Turmplatz lässt sich dann lange die Abendsonne genießen.

Wie kommt man zum Turm?
Hinweise, wie der Weyerbuschturm zu erreichen ist, finden sich am Ende des Artikels.

Noch mehr Türme in Wuppertal
Und weil es so schön ist, mache ich gleich mal weiter mit den Türmen. Denn Wuppertal hat nicht nur den Weyerbuschturm zu bieten, sondern noch einige weitere schöne Türme. In dem untenstehenden Reisequartett habe ich die vier schönsten zusammengebracht. Neben dem Weyerbuschturm ist oben links der elegante Elisenturm zu sehen, der auf der Hardt steht, einer zentralen Parkanlage im Stadtteil Elberfeld. Außerdem findet sich in diesem Park auch noch der etwas klobige Bismarckturm. Auch der Botanische Garten lädt auf der Hardt zum Besuch ein. Dieser ist auch der Grund, warum auf dem Foto vom Elisenturm im Vordergrund so ein markantes Gewächs zu sehen ist.

Vier Türme in Wuppertal
Vier Türme in Wuppertal zeigt dieses Reisequartett: den Elisenturm und den Weyerbuschturm in der oberen Reihe, unten links den Von-der-Heydt-Turm und daneben den Toelleturm. © Fotos: Meike Nordmeyer

Das Bild unten links im Reisequartett zeigt den Von-der-Heydt-Turm auf der Königshöhe, ein ebenso romantisches Bauwerk wie der Weyerbuschturm, das in einem anderen Waldstück im Westen von Elberfeld und dort noch wesentlich versteckter zwischen den hohen Bäumen steht. Und ja – Kaiserhöhe und Königshöhe und zwei ähnliche Türme, da kommen auch die Wuppertaler schon mal durcheinander.

Schließlich das Bild unten rechts im Quartett: Auf den Südhöhen von Barmen am oberen Rand der Barmer Anlagen thront der Toelleturm, der 26 Meter hoch ist und den höchsten Standpunkt der hier gezeigten Türme auf 330 Metern über NN aufweist. Der Elisenturm und der Toelleturm können zu bestimmen Zeiten von Besuchern bestiegen werden und bieten tolle Ausblicke über Wuppertal. Vom Toelleturm geht der Blick bei gutem Wetter sogar weit über das Stadtgebiet hinaus, einerseits ins Bergische Land hinein bis nach Radevormwald und Remscheid, andererseits reicht der Blick auch bis nach Düsseldorf. Es lohnt sich also, in Wuppertal auf Türmetour zu gehen!

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Dieser Artikel wurde Anfang Juli 2023 bezüglich der geplanten Sanierung nochmal aktualisiert.

Zum Weyerbuschturm laufen oder fahren

Zu Fuß vom Zentrum Elberfeld kann man einen ausgedehnten Spaziergang zum Nützenbergpark unternehmen, das ist aber tatsächlich noch ein ganzes Stück zu laufen und führt vor allem mächtig bergauf. Von der Briller Straße aus kann man in die Sadowastraße einbiegen und hochlaufen, dann erreicht man direkt das untere Ende des Parks. Aber Achtung, die Straße ist wirklich steil. Etwas weiter, aber angenehmer ist es, die länger gestreckte Katernberger Straße hinaufzugehen, dann nach links in die Straße Am Buschhäuschen einzubiegen. (Ein Schild weist dort zum Sportplatz Kaiserhöhe, der auch oben im Park liegt.) Nach etwa 150 Metern führt auf der rechten Seite die Straße In den Schörren (Anfangs noch Anliegerstraße, schon bald nur Fußweg) in die Parkanlage hinein. Der Weg windet sich weiter hinauf, diesem muss man folgen und sich immer links halten.

Die Anfaht mit dem Auto ist auch über die Straße Zum Buschhäuschen möglich. In dieser an der Straße In den Schörren vorbeifahren und nach etwa 150 Metern nach rechts abbiegen. An der Stelle steht auch nochmal ein Straßenschild, das auf den Sportplatz Kaiserhöhe verweist. Es geht dort in einer engen Kurve hinauf und dann noch ein Stück in den Park hinein. Dort gibt es dann einige Parkplätze im Waldgebiet.

Mit dem Bus kann man zum Beispiel vom Hauptbahnhof oder auch vom Robert-Daum-Platz mit der Linie 601 bis zur Haltestelle Otto-Hausmann-Ring fahren. Das ist bequem, denn die Haltestelle liegt schon weit oben auf dem Berg. Dann ein Stück weiter in Fahrtrichtung gehen, links in die Kriegerheimstraße einbiegen und diese durchgehen bis zum Park, oder vorher nach links durch den Hackmannweg. Das bleibt zum Turm in etwa gleich.

Zum Weiterlesen

Mehr Infos zu den Aussichtstürmen in Wuppertal
finden sich auf der Webseite der Stadt

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