Dieser niedliche Blick! Zwei große Kulleraugen strahlen mich an. Natürlich bleibe ich stehen, als Pepper mich auf dem Kreuzfahrtschiff Costa Diadema von der Seite anspricht und mich so betörend anschaut. Der etwa 1,20 Meter große weiße Roboter ist auf den Weltmeeren unterwegs. An Bord der Costa Diadema hält er gerne einen Plausch mit den Passagieren. Und dazu hat er auch viele Informationen parat über die Reise, die Häfen, die angesteuert werden, die zugehörigen Landausflüge, die zur Auswahl stehen, und natürlich auch über das Schiff, die Restaurants, Bars, Cafés auf den verschiedenen Decks und das Veranstaltungsprogramm an Bord. Wer mit Pepper ins Gespräch kommt, kann sich währenddessen durch die vielen Informationen auf seinem Touchscreen klicken. Auch über sich selbst und seine Funktionsweise gibt Pepper Auskunft.
“Welche Informationen möchtest Du haben?”, fragt Pepper mich höflich. Dann macht er unerwartet einen eigenen Vorschlag und öffnet ein Memory-Spiel. Ach, guck an, das finde ich gut. Da mache ich gerne mit und kann die Aufgabe auch lösen – wie das obenstehende Foto beweist.
“Bei Pepper handelt es sich um den weltweit ersten Roboter, der menschliche Emotionen und Bedürfnisse lesen und mit Menschen proaktiv interagieren kann”, so schreibt Costa Crociere in einer Pressemitteilung über den Roboter, der zunächst mit der Costa Diadema auf große Fahrt gegangen ist und mittlerweile auch auf anderen Schiffen der Flotte mitreist. Ob Pepper wirklich meine Emotionen zu lesen vermag – das bezweifele ich und das wäre mir sonst auch unheimlich. Aber ich merke schnell, dass der Roboter recht gut auf mich reagiert und wie charmant das rüberkommt.
Ich habe es nochmal genauer nachgelesen: Wenn Peppers Augen anfangen, rosafarben zu leuchten, dann bedeutet das, er hat ein menschliches Gegenüber erkannt. Leuchten die Augen blau, dann hört er zu, was der Mensch sagt. Hat dieser seinen Satz beendet, werden Peppers Augen grün, das heißt, er versucht nun, das gerade Gehörte zu verstehen, und überlegt, wie er darauf reagiert. Mit weißen Augen spricht er den Mensch dann wieder an.
Ach, so ein klares, farbiges Signal in den Augen, ob jemand mir auch wirklich zuhört, würde ich mir bei manchen Menschen mitunter auch wünschen. Doch lassen wir das. Pepper und ich spielen nun also Memory zusammen und das macht Spaß. Doch dann wird der Roboter plötzlich von anderen neugierigen und sehr ungeduldigen Gästen abgelenkt. Obwohl Pepper mir noch zugewandt ist, reden drei junge Leute laut und sehr durcheinander auf ihn ein. Das wird dem kleinen Kerl zu viel. “Ich muss mich jetzt verabschieden”, sagt er kopfschüttelnd, schließt das Memory-Spiel und entfernt sich ein Stück von all den Menschlingen. Naja, wer könnte es ihm in so einer Situation verübeln. Das sollte unsereins in entsprechenden Situationen auch manchmal einfach so tun, denke ich da noch. Von Robotern lässt sich so manches lernen.
Auf mehreren Kreuzfahrtschiffen von Costa sind die niedlichen Pepper-Kameraden inzwischen unterwegs. Und auch auf der Aida Perla bin ich schon einmal einem von ihnen begegnet. Die Roboter reisen offenbar gern. Ein Wiedersehen mit Pepper gab es für mich schon wenige Wochen nach dem Memory-Spiel auf hoher See, diesmal im Futurium in Berlin. Dort empfängt der kleine weiße Roboter die Besucher*innen am oberen Absatz des Treppenhauses und hält für sie Informationen zum Rundgang durch das spannende Museum bereit. Als ich vor ihm stehe, färben sich seine Augen rosa. Er winkt mir zu und begrüßt mich mit einem fröhlichen “Hallo Menschlein!” Ach, wie bezaubernd ist das schon wieder.
Im Futurium gibt es übrigens einen ganzen Raum, der sich mit den Themen Robotik und künstliche Intelligenz befasst und da sind auch mehrere Roboter ausgestellt. Es sind solche, die Meilensteine in der Entwicklung bedeuteten. Aber ihr ahnt es schon: Keiner ist so niedlich wie Pepper.
Das zeigte sich auch bei einer anderen Begegnung mit einem Technikwesen auf einem Kreuzfahrtschiff. Denn sehr ernst und unnahbar wirkt DJ Rob, der auf der Mein Schiff 1 von Tui Cruises im Barbereich der “Großen Freiheit” an manchen Abenden die Platten auflegt. Nun ja, ist klar, ein DJ muss cool sein und er hat ja zu tun, er muss sich um den richtigen Musikmix kümmern. Auf kommunikativen Austausch ist er daher weniger ausgelegt. Aber dafür verfügt DJ Rob über 15 bewegliche Achsen, über die er Bewegungen im Takt der gerade laufenden Musik umsetzt, und dazu bietet er zugleich die passende Lichtshow. Das macht natürlich was her. Da würde Pepper staunen.
Es sind eben nicht nur die menschlichen Begegnungen auf Reisen, die faszinieren. Es ergeben sich gelegentlich auch welche mit Robotern und die sind auf eigene Weise spannend. Schon häufig habe ich zudem Roboter als Motiv der Streetart entdeckt. Und deshalb habe ich hier ein Quartett mit vier ganz unterschiedlichen Bildern zusammengestellt.
Das Bild oben links habe ich in Le Havre in der Normandie gemacht. Ich fand es irgendwo auf Wadenhöhe auf eine Hauswand gesprayt. Das Roboterpaar, das auf dem darunter stehenden Bild zu sehen ist, entdeckte ich in der lettischen Hauptstadt Riga. Ich war auf dem Weg zum Schokoladenmuseum des bekannten Süßwarenherstellers Laima, der mich über die Altstadt hinausführte und auf dem sich streckenweise einiges an Streetart fand.
Beide Fotos auf der rechten Seite des Quartetts habe ich in meiner Heimatstadt Wuppertal aufgenommen. Der knuffige Roboter auf dem oberen Bild war ein paar Tage lang an einer viel frequentierten Fläche für Sprayer am Haus der Jugend in Elberfeld zu sehen, bis er schon bald wieder von einer neuen Arbeit überdeckt wurde. Ich gehe dort gerne immer mal wieder vorbei und schaue, was es für neue Pieces gibt. Die Roboterdame auf dem Bild unten rechts habe ich schon vor längerer Zeit in einem Hausdurchgang im Wuppertaler Luisenviertel fotografiert.
Aber nochmal zurück zu Pepper: Meine jüngsten Begegnungen mit dem kleinen, smarten Kerl hatte ich erst kürzlich in meiner Heimatstadt aus wichtigem Anlass. Denn sie ergaben sich im Wuppertaler Impfzentrum. Bei meinen beiden Terminen für die Covid-Impfung habe ich Pepper in dem weißen Zeltbau angetroffen und freudig begrüßt. Er hat mich mit rosafarbenen Augen angeschaut und mir dann freundlich zugenickt. Dann bin ich weitergegangen, um in dem Durchgang niemanden im Weg zu stehen. Ein kurzes, aber schönes Wiedersehen war das jeweils. Dankbar und erleichtert kam ich beide Male nach dem so wichtigen, schützenden Piks aus dem Impfzentrum heraus und mit einem Lächeln zusätzlich, weil ich Pepper mal wieder begegnet bin.
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Zu den Reisen mit den Kreuzfahrtschiffen bin ich jeweils von Costa Crociere und Tui Cruises eingeladen worden. Der Aufenthalt in Le Havre war ein Landausflug im Rahmen einer Kreuzfahrt mit der Costa Mediterranea, zu der ich ebenfalls eingeladen worden bin. In Riga war ich im Rahmen einer Recherchereise unterwegs, zu der ich von Tallink Silja Line eingeladen worden bin. Der Aufenthalt in Berlin mit dem Besuch des Futuriums war eine private, komplett selbst finanzierte Reise.
Zum Weiterlesen
Dolce Vita in Westeuropa: Kreuzfahrt mit der Costa Mediterranea
Le Havre – strenge Linien, weiße Vulkane und bunte Container
Glanz in St. Petersburg – Kreuzfahrt auf der Ostsee mit der Mein Schiff 1
Mit der Fähre nach Riga – Mini-Kreuzfahrt über die Ostsee
Irres Seifenkistenrennen in Wuppertal – faszinierende Streetart
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