Schief ist schön in Leeuwarden

Die friesische Provinzhauptstadt mit schiefem Turm ist Europäische Kulturhauptstadt 2018 und wächst gerne über sich hinaus.

Der Oldehove und Mata Hari
Für die Eröffnungsfeier des Kulturhauptstadtjahrs 2018 wurde dem alten Turm Oldehove ein Gerüstaufbau an die Seite gestellt, der als Bühne und für Projektionen diente. Darauf ist Mata Hari zu sehen, eine berühmte Tochter der Stadt. © Foto: Meike Nordmeyer

Was Pisa hat, kann Leeuwarden auch. In der friesischen Provinzhauptstadt, die sich in diesem Jahr als Europäische Kulturhauptstadt präsentiert, steht ein alter Turm, der erstaunlich schief ist. Es ist der „Oldehove“ und er bildet das Wahrzeichen der Stadt. „Die Friesen sind sehr bodenständig und nüchtern. Aber mit dem Oldehove wollten sie hoch hinaus. Die Stadt hatte vor, eine Kirche mit einem Turm zu errichten, der mehr als 100 Meter hoch sein sollte. Denn damit wollten die Leeuwardener die nahegelegene Stadt Groningen überbieten“, erklärt Yteke van der Vegt, Pädagogin im Historischen Zentrum in Leeuwarden.

Wagemutig hatte der Baumeister Jakob von Aken im Jahr 1529 das ehrgeizige Bauprojekt auf morastigem Untergrund begonnen. Die Schwierigkeiten ließen nicht lange auf sich warten. Nach bereits 10 Metern Bauhöhe fing der Turm an, sich zu neigen. Zunächst blieben die Leeuwardener stur. Sie bauten senkrecht weiter, wodurch der Turm nicht nur schief, sondern auch krumm wurde. Nach drei Jahren und einer erreichten Höhe von 40 Metern hing der Oldehove anderthalb Meter aus dem Lot. Das Bauprojekt wurde gestoppt. So unvollendet, schief und krumm steht der Turm noch heute da. „Die Menschen in der Stadt lieben den Turm, so wie er ist“, sagt die Museumspädagogin mit funkelnden Augen und verweist auf einen beliebten Spruch in Leeuwarden: „Wenn ich den Oldehove nicht sehen kann, dann habe ich Heimweh.“

Der Oldehove in Leeuwarden
Der Oldehove ist das Wahrzeiten von Leeuwarden. Er ist nicht nur schief, sondern auch krumm. Aber die Bewohner der Stadt lieben den alten Turm so, wie er ist. © Foto: Meike Nordmeyer

Zum Kulturhauptstadtjahr 2018 werden rund 4 Millionen Besucher in der Stadt erwartet und sie alle werden dann den schiefen Turm von Leeuwarden kennenlernen. Sie können eine Stadt erkunden, die viel zu bieten hat. Dort finden sie das typische Holland-Flair mit Gassen, Grachten und Giebelhäusern. Dazu gesellt sich auch interessante moderne Architektur. Alt und Neu finden sich in dieser Stadt vielfach gekonnt kombiniert.

Seit dem Jahr 2002 steht beispielsweise der Achmea-Turm im Bahnhofsviertel und überragt weithin sichtbar das historische Zentrum von Leeuwarden. Das von dem friesischen Architekten Abe Bonnema entworfene, mit Granitplatten verkleidete Hochhaus ist 114 Meter hoch und gilt als das höchste Gebäude im Norden der Niederlande. Damit haben die Leeuwardener mehr als 400 Jahre später den anvisierten Rekord doch noch verwirklicht.

Schön für die Besucher der Stadt: Beide Türme, der alte und der neue, laden zum Aufstieg ein. Im Oldehove fährt ein Aufzug in den ersten Stock, dann führen Treppen hinauf auf das Dach. Das Hochhaus bietet eine Aussicht aus dem 26. Stock und damit einen fantastischen Blick auf die Stadt und bei gutem Wetter weit darüber hinaus bis zum Wattenmeer.

Der Architekt Bonnema erlebte die Einweihung des von ihm entworfenen Hochhauses nicht mehr. Er hatte zahlreiche Gebäude in Leeuwarden gebaut und hinterließ der Stadt mit seinem Testament schließlich noch ein ganz besonderes Geschenk. Er vermachte dem Fries Museum die enorme Summe von 18 Millionen Euro, unter der Bedingung, davon einen Neubau am Wilhelminaplatz zu bauen und den Architekten Huber-Jan Henket mit dem Entwurf zu beauftragen. Der elegante Museumsbau thront heute am östlichen Ende des Platzes und fügt sich harmonisch ins Stadtbild ein.

Fries Museum in Leeuwarden
Das Fries Museum am Wilhelminaplatz in Leeuwarden. Das Foto hat Simone vom Blog “Nach Holland” im Sommer aufgenommen. © Foto: Simone Gorosics

Das Fries Museum bildet nun ein Zentrum des Kulturhauptstadtjahrs. Das zeigte sich schon daran, dass der Wilhelminaplatz den wichtigsten Ort der Eröffnungsfeier bildete. Prominent für außen sichtbar war im Museum das Nord-Niederländische Orchester platziert, das die beeindruckende Show an dem Abend mit seiner klassischen Musik bereicherte und sich in den Sound einfügte, der ebenso Blasmusik, Rap wie auch populäre friesische Songs umfasste. Wie beim gesamten Programm des Kulturhauptstadtjahrs wurde auch hier auf die Vielfalt der Stile gesetzt. Auch im weiteren Verlauf erweist sich das Museum als ein wichtiger Ort des Kulturjahrs. Es zeigt zwei große Ausstellungen zu berühmten Persönlichkeiten, die aus Leeuwarden stammen: die Tänzerin und mutmaßliche Doppelspionin Mata Hari und M.C. Escher, der Meisterzeichner der Illusion.

Die Ausstellung zu Mata Hari ist derzeit noch bis April zu sehen, bis sie von der Schau mit Eschers Werken abgelöst wird. Daneben ist außerdem das ganze Jahr über „Phantom Limb Art Beyond Escher“ zu besichtigen, eine Ausstellung, die Arbeiten von zeitgenössischen Künstlern zeigt, die sich auf die Werke von Escher beziehen. Ganz unterschiedliche Gemälde und Installationen sind darin vereint. Die Ausstellung bietet einen erfrischend facettenreichen Eindruck. Mit der Referenz auf Escher gehört das Spiel mit der Irritation natürlich dazu. Das passt auch bestens zu der Stadt, in der man den schiefen und krummen Turm so sehr liebt.

Im Fries Museum Leeuwarden
Ein Spiel mit der Illusion in den Räumen des Fries Museums, in denen noch bis 6. Januar 2019 die Ausstellung „Phantom Limb Art Beyond Escher“ gezeigt wird. © Foto Meike Nordmeyer

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Ich bin von Merk Fryslan und vom Niederländischen Büro für Tourismus & Convention (NBTC) zu der Reise nach Leeuwarden eingeladen worden. Im Rahmen der Reise habe ich im Hotel West Cord WTC Leeuwarden gewohnt.

Weitere Informationen

Kulturhauptstadt Leeuwarden
Leeuwarden ist die Hauptstadt der Provinz Friesland in den Niederlanden. Ihre rund 100.000 Einwohner sprechen Niederländisch und Friesisch. Als Europäische Kulturhauptstadt 2018 bietet die Stadt ein Programm, das aus mehr als 60 Hauptprogrammen und hunderten Gemeinschaftsprojekten in Leeuwarden und der Provinz Friesland besteht.

Ausstellungen im Fries Museum
Die Schau über Mata Hari läuft noch bis zum 2. April 2018. „Phantom Lim – Art beyond Escher“ ist bis zum 6. Januar 2019 zu sehen. Die Ausstellung über M.C. Escher wird am 28. April eröffnet und bleibt bis 28. Oktober 2018 im Fries Museum am Wilhelminaplatz. Mehr Infos: https://www.friesmuseum.nl

Historisches Zentrum
Das Museum am Groeneweg 1 informiert über die Geschichte von Leeuwarden und der Region. Es zeigt auch eine Vielzahl an Gemälden mit Stadtansichten. Der Eintritt ist frei. Mehr Infos: www.historischcentrumleeuwarden.nl

Leeuwarden von oben
Ein Aufstieg auf den Turm Oldehove ist von April bis Ende Oktober täglich von 13 bis 17 Uhr möglich. Auf dem Dach des Turms gibt es seit 2011 zur besseren Aussicht eine gläserne Warte. Der Achmea-Turm an der Sophialaan 4 ist im Jahr 2018 jeden Samstag in der Zeit von 10.30 bis 15 Uhr geöffnet und zeigt auf der Panorama-Etage im 26. Stock eine Ausstellung über den friesischen Architekten Abe Bonnema.

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Simone vom Blog “Nach Holland” berichtet auch über die Stadt:
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4 Replies to “Schief ist schön in Leeuwarden

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