The Crystal Ship bringt Streetart nach Ostende

Streetart in Ostende
Streetart in Ostende von Eversiempre – dieses große Mural in leuchtenden Farben findet sich direkt am Bahnhof. Das Werk ist auch im Rahmen von The Crystal Ship entstanden. © Foto: Meike Nordmeyer

Werbung – Dieser Artikel wurde gefördert von Visit Flandern.

Direkt am Bahnhof geht’s los – wer in Ostende mit dem Zug ankommt, braucht nur einmal seitlich aus dem Bahnhof hinaustreten und kann ein großes Stück Streetart bewundern. Auf einer Hauswand findet sich eine riesige Arbeit, die der Künstler Eversiempre in leuchtenden Farben geschaffen hat. Diese zeigt ein Porträt von einem Schwarzen, einem Einwohner von Ostende. Mit seiner Arbeit will Eversiempre an die Zeit erinnern, in der Belgien als Kolonialmacht im Kongo herrschte und die Einheimischen dort Unterdrückung und Ausbeutung erlitten haben. Doch das Bild vermittelt auch eine hoffnungsvolle Stimmung und erzählt von einem bunten, vielfältigen Ostende in heutiger Zeit.

Das eindrucksvolle Mural ist im Rahmen des Streetart-Festivals The Crystal Ship entstanden, das der Initiator Bjørn Van Poucke nach einem Song der Rockband The Doors benannt hat. Im April dieses Jahres fand das Festival bereits zum dritten Mal in Jahresfolge in Ostende statt. Bis zu 20 Werke, vielfach so großformatige Wandbilder wie die von Eversiempre, sind dabei Jahr für Jahr entstanden. Internationale Künstler, darunter viele in der Szene sehr bekannte Namen, sind dazu in die flämische Küstenstadt gekommen, wie beispielsweise ROA, Pixel Pancho, Guido van Helten oder Bué The Warrior. So ist dort eine reichhaltige Streetart-Galerie im Zeichen des Kristallschiffs entstanden, die zur Entdeckungsreise durch die Stadt einlädt. Eine Tour ist im Zentrum, also um den Bahnhof, am Hafen sowie in und im Umfeld der Fußgängerzone gut zu Fuß machbar, und für die weiter abseits verteilten Werke empfiehlt es sich, ein Fahrrad zu nehmen.

Streetart: Müllmänner
Die Müllmänner von Jaune sind an diversen Straßenecken in Ostende zu entdecken und für manche Überraschung gut. © Foto: Meike Nordmeyer
Blumenkübel
Witzige Streetart in Ostende: Der zornige Blumenkübel stammt von dem Künstler Oak Oak. © Foto: Meike Nordmeyer

Ich bin zu Fuß auf der Route unterwegs und starte an der Touristen Information an der Monacoplein, nahe der Strandpromenade. Im Touristenbüro ist ein Stadtplan zu Crystal Ship erhältlich, in dem die Werke eingezeichnet und kurz erläutert sind. Viel Spaß machen mir auf meiner Tour nicht nur die großformatigen Werke, sondern auch die vielen kleinen Entdeckungen, die an Stromkästen, Häuserecken oder Mauervorsprüngen zu machen sind. Dafür gilt es genau hinzusehen und da ist es natürlich gut, zu Fuß unterwegs zu sein. Immer wieder begegnen mir kleine Figuren, Straßenreiniger in gelber und orangefarbener Arbeitskleidung. Diese kehren jedoch nicht die Straße und sorgen für Ordnung, sondern veranstalten völlig andere Dinge. Einer von ihnen hangelt an einer Brüstung, ein anderer springt von einem Balkon in einen Berg von Müllsäcken, wieder einer dreht eine Zigarette oder mehrere kämpfen wie in einem Actionfilm mit einer übergroßen Farbsprühdose. Besonders schön ist die Gruppe, die sich zu einer Kundgebung zusammengetan hat unter dem Motto „We have nothing to say but we will say it loud!“, wie auf dem Foto oben zu sehen ist. Der Streetart-Künstler Jaune, der einst selbst als Müllmann gejobbt hat, platzierte die kleinen, humorvollen Figuren und Szenerien in der Stadt. Dazu sind viele weitere gewitzte Arbeiten in den Straßen zu entdecken, wie zum Beispiel der bemalte Blumenkübel von Oak Oak.

Streetart von ROA in Ostende
Unverkennbar ist dies ein großes Wandbild des aus Gent stammenden Künstlers ROA, das auf einer Mauer an einer Baulücke nahe der Fußgängerzone von Ostende zu sehen ist. © Foto: Meike Nordmeyer

Ein Highlight ist es für mich immer, wenn ich ein Piece von dem aus Gent stammenden, mit seinen Werken international vertretenen Künstler ROA entdecke. Und auch damit kann Ostende aufwarten. Nahe an der Fußgängerzone, an einer als Parkplatz genutzten Baulücke findet sich ein großformatiges Werk von ROA auf einer alten Hauswand. In seinem unverkennbaren Stil hat der Künstler hier in Schwarz- und Grautönen die Körper von Tieren detailgetreu gezeichnet. Hase, Eichhörnchen, Igel, Maulwurf und Maus – die in der Stadt und in Parks hausenden Nagetiere liegen aufeinandergestapelt. Fast könnte man bei dieser Tierpyramide an die Bremer Stadtmusikanten denken. Doch diese Tiere sind alles andere als unternehmungslustig. Sie haben die Augen geschlossen, sie schlafen ermattet oder sind vielleicht längst tot. Etwas Beklemmendes haben die Tierbilder von ROA immer an sich.

Pixel Pancho
Auch der Künstler Pixel Pancho ist mit einer großformatigen Arbeit in Ostende vertreten. © Foto: Meike Nordmeyer

Nicht weit entfernt von ROAs Werk findet sich mitten in der Fußgängerzone eine feine Arbeit von Pixel Pancho. Sie zeigt ein braves Paar, einfache Leute aus vergangenen Zeiten, idyllisch von einem Blumenkranz eingerahmt. Doch auf deren Wangen besteht ein Durchblick ins Innere, in dem sich offenbar hölzerne Zahnräder befinden. Es ist typisch für den Künstler, dass er sogenannte Steampunks kreiert, das sind menschenähnliche Maschinenwesen. In diesen Fall ist bei dem altertümlichen Paar mit den Zahnrädern offenbar eine sehr alte Technik im Einsatz.

Nahe am Hafen, beim Fischmarkt, fällt ein großflächiges Mural von Gaia ins Auge, das in diesem Frühjahr dort entstanden ist. Es zeigt eine übergroße Rettungsweste, aus der Blumen hervorragen – eine Referenz an die von der Seefahrt geprägten Küstenstadt, in der die Menschen die Gefahr des Meeres und seiner Stürme nur zu gut kennen. Und sicherlich auch ein Verweis auf die vielen Menschen anderswo, die in diesen schwierigen Zeiten zu Flüchtlingen werden und in ihrer Verzweiflung den gefährlichen Weg in Schlauchbooten über das Meer antreten.

Streetart in Ostende
Rettungsweste mit Blumen – eine wirkungsvolle Arbeit von Gaia, angebracht auf einer Wand nahe am Fischmarkt von Ostende. © Foto: Meike Nordmeyer

Schon an diesen wenigen Beispielen wird deutlich, was für eine facettenreiche und spannende Streetart-Galerie in Ostende entstanden ist. Bei einer Tour zu Fuß habe ich viel entdeckt, und doch nur einen Bruchteil davon zu sehen bekommen. Ich muss unbedingt nochmal wiederkommen und dann mit dem Fahrrad losziehen, denn damit lassen sich auch die weiter außerhalb befindlichen Werke schnell erreichen. Und nach der Fahrradtour dann herrlich am Strand entspannen – das ist eine tolle Kombi, die sich in der flämischen Küstenstadt bietet. Für das Jahr 2020 ist eine weitere Ausgabe des Festivals The Crystal Ship geplant, dann wird die Galerie in Ostende also noch weiter wachsen. Es bleibt spannend, was das Kristallschiff beim nächsten Mal in die Stadt bringt.

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Werbung – Dieser Artikel wurde gefördert von Visit Flandern. Zu der Reise nach Ostende bin ich von Visit Flandern eingeladen worden. Im Rahmen der Reise habe ich im Leopold Hotel gewohnt.

Weitere Infos

Jeden Sonntagvormittag finden Führungen zur Streetart in Ostende statt. Anmeldung und Treffpunkt ist an der Touristen Information an der Monacoplein 2. Die Führungen sind auf flämisch, mit Anmeldung können auch englischsprachige gebucht werden.

Wer die Streetart in der Stadt mit dem Fahrrad erkunden will, der kann über die Touristen Information ein Gefährt mieten und der Fahrradroute in dem Crystal-Ship-Plan folgen.

Weitere Infos zum Festival The Chrystal Ship

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