Mit der Astor durch den Nord-Ostsee-Kanal

Die Astor der Reederei TransOcean ist eine alte Dame, die viele Fans hat. Die kleineren Ausmaße des Kreuzfahrtschiffs bieten ihre eigenen Vorteile.

Einfahrt in den Nord-Ostsee-Kanal
Ein spannender Moment der Reise: Die Einfahrt in den Nord-Ostsee-Kanal über die Schleusen in Kiel Holtenau. © Foto: Meike Nordmeyer
Unter einer Brücke des Nord-Ostsee-Kanals
Der Blickwinkel täuscht, und jedes Mal sieht es so aus, als ob die Astor nicht unter den Brücken durchpassen würde, die über den Nord-Ostsee-Kanal führen. © Foto: Meike Nordmeyer

Diesmal sieht es wirklich so aus, als wäre es zu knapp. Der Schornstein des Kreuzfahrtschiffs ragt hoch empor und scheint gleich gegen die Autobahnbrücke zu donnern, die über den Nord-Ostsee-Kanal führt. Doch natürlich passt es. Die Astor der Reederei TransOcean fährt nicht zum ersten Mal durch den berühmten Kanal von Kiel nach Brunsbüttel bei Hamburg, und Kapitän Sergey Strusevich kennt die Durchfahrtshöhen genau. Und doch ist es jedes Mal wieder ein verblüffender Anblick, denn der Blickwinkel vom Deck hinauf zur Brücke täuscht, und deshalb sieht es so gefährlich knapp aus.

Für viele Passagiere auf der Astor ist die Durchfahrt durch den Kanal von der Ostsee zur Nordsee der Höhepunkt der einwöchigen Tour, die von Bremerhaven aus zunächst nach Schweden in die Städte Göteborg und Malmö und nach einer Station auf Rügen durch den Nord-Ostsee-Kanal und weiter nach Hamburg führt, wo das Schiff zu den Feierlichkeiten zum Hafengeburtstag einläuft. Ich bin auch besonders gespannt auf die Einfahrt und die Durchfahrt durch den Kanal, der quer durch die Landschaft von Schleswig-Holstein von einem Meer zum anderen führt.

Die Astor fährt langsam durch den Kanal, zieht vorbei an Feldern, Villen auf dem Lande, an Gasthäusern, Bauernhöfen und Fährstationen. Rechts und links an den Ufern bleiben Fahrradfahrer stehen und winken dem Kreuzfahrtschiff zu. Fotografen lauern dort mit ihren Stativen und schießen Aufnahmen von der Astor. An Bord sorgen unterdessen immer wieder die hohen Brücken, die über den Kanal führen, für besondere Aufmerksamkeit und locken die Passagiere mit ihren Kameras an die Reling. Eine besondere Attraktion bildet die Rendsburger Hochbrücke, eine Eisenbahnbrücke, die als formschöne Stahlkonstruktion zwischen 1911 und 1913 erbaute wurde und das Wahrzeichen der Stadt bildet.

Rendsburger Eisenbahnbrücke
Ein imposanter Anblick, der die Passagiere an die Reling lockt: die Rendsburger Eisenbahnbrücke, die als formschöne Stahlkonstruktion zwischen 1911 und 1913 erbaute wurde. © Foto: Meike Nordmeyer

Es ist viel Betrieb auf dem Kanal. Große Frachtschiffe kommen dem Kreuzfahrtschiff entgegen. Einmal muss die Astor und ebenso das Lastschiff, das schon länger hinter ihr tuckert, näher ans Ufer heranfahren und dort warten. Denn ein riesiges Containerschiff fährt sicherheitshalber genau mittig unter einer der Brücken hindurch, und dafür müssen die entgegenkommenden Schiffe Platz machen.

Entspannen auf der Astor
Auf dem kleinen Kreuzfahrtschiff geht es beschaulich zu, da können die Reisenden die Ruhe genießen. © Foto: Meike Nordmeyer

Die Astor ist eine alte Dame, die seit 29 Jahren auf den Weltmeeren tourt. Als ein vergleichsweise kleines Kreuzfahrtschiff bietet es Platz für maximal 578 Passagiere. Das sorgt für einen familiären Charakter, den viele Gäste besonders zu schätzen wissen. Man kennt sich an Bord. Etliche Mitglieder der Crew sind schon seit mehreren Jahren dabei und kennen viele Gäste mit Namen. „Bis zu 70 Prozent Stammgäste haben wir auf dem Schiff“, berichtet Hotel-Direktor Larry Jackson. Seit 1983 fährt Jackson, der aus Südafrika stammt, schon mit der Astor. Die Stammgäste lieben den 65-Jährigen für sein würdiges, warmherziges Auftreten. Das und wohl auch seine Körpergröße von knapp 2 Metern haben ihm den Spitznamen „Big Daddy“ eingebracht. Wenn die Passagiere zum Landausflug ausströmen, steht er an der Gangway und wünscht jedem einzelnen einen schönen Tag.

Doch es gibt auch Gäste, die das Schiff nicht zum Landgang verlassen, wie beispielsweise Magdalene Berger. Die 70-Jährige Hamburgerin ist mit ihrem Mann Helmut auf der Tour unterwegs und großer Fan der Astor. „Wir sind hier, um das Schiff und die Crew wiederzusehen. Göteborg kennen wir schon, da brauchen wir nicht an Land zu gehen. Wir möchten lieber die Zeit an Bord genießen“, sagt sie und streicht langsam über das glatte Holz der Reling. Rund 25 Reisen hat sie schon auf der Astor unternommen, mehr als 600 Bordnächte verbracht. Auch auf dem Amazonas war sie schon mit dem Schiff unterwegs. „Da ist man viele 1000 Kilometer von zu Hause weg. Und wenn man dann vom Landausflug zurückkommt, dann liegt da mit der Astor ein Stück Zuhause“, erzählt sie mir lächelnd.

An Bord sind manche Attraktivitäten, mit denen die neueren, wesentlich größeren Kreuzfahrtschiffe aufwarten, nicht zu finden, wie beispielsweise Wasserrutschen und eine umfangreiche Bade-Landschaft auf dem Pool-Deck, ein Kinder-Club oder ein 3D-Kino. Doch die kleineren Ausmaße des Schiffs haben neben der Übersichtlichkeit andere Vorteile. So kann die Astor in Göteborg bis direkt vor das Zentrum fahren und im Innenhafen festmachen. Am Abend genieße ich von Deck aus den Blick auf die Lichter der Stadt, die vor uns liegen. Ein anderes, sehr viel größeres Kreuzfahrtschiff hat hingegen viel weiter draußen im Industriehafen vor der Stadt anlegen müssen.

Die Astor in Göteborg
Die Astor hat im Innenhafen von Göteborg angelegt und liegt so direkt vor der Stadt.
© Foto: Meike Nordmeyer

Auch in Malmö liegt die Astor direkt vor der Stadt. In nur etwa 15 Minuten laufe ich zur Innenstadt, in der sich alte und moderne Architektur im faszinierenden Zusammenspiel präsentiert. Da der Weg ins Zentrum kurz ist, bleibt viel Zeit für die Stadtbesichtigung. Zum Beispiel für den Besuch des Lilla Torg, einem Platz in der Altstadt, der von Fachwerkhäusern aus dem 16. bis 18. Jahrhundert gesäumt wird. Viele Cafés und Kneipen beleben den Platz. Dort erfreuen sich die Passagiere der Astor an der fröhlichen Atmosphäre der schwedischen Stadt. Unterdessen sitzt Magdalene Berger glücklich auf dem Außendeck der Astor. Zur Zeit der Landausflüge genießt sie das Gefühl, das Schiff und die Crew fast ganz für sich allein zu haben.

Malmö
Eine lohnende Station der Reise: Die schwedische Stadt Mälmo hat spannende moderne Architektur wie das hier gezeigte Kulturzentrum Malmö live und ebenso eine reizvolle Altstadt zu bieten. © Foto: Meike Nordmeyer

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Ich bin von der Reederei TransOcean zu der Kreuzfahrt mit der Astor eingeladen worden.

Weitere Informationen
Die Astor gehört zur Flotte der Reederei TransOcean und ist schon seit 29 Jahren auf den Weltmeeren unterwegs. Im Jahr 2010 wurde sie komplett modernisiert. Sie ist für maximal 578 Passagiere ausgelegt. Weitere Infos über die Kreuzfahrten und die Flotte finden sich auf der Webseite von TransOcean Kreuzfahrten.

Die schwedische Stadt Malmö bildete ebenfalls eine Station der Kreuzfahrt mit der Astor. Darüber habe ich bereits einen Blogbeitrag geschrieben:
mymeilengram: neun Bilder aus Malmö

Mehr Blogartikel zu Kreuzfahrten oder Touren mit Fährschiffen finden sich in folgender Rubrik: meikeknoten – auf dem Wasser unterwegs

meikeknoten

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2 Replies to “Mit der Astor durch den Nord-Ostsee-Kanal

  1. Da kommen Erinnerungen hoch, einen Teil der Reise habe ich vor 30 Jahren gemacht – da allerdings auf einem Handelsschiff und ich war ein Teil der Crew. Ein Schiff mit über 500 Passagieren als “klein und übersichtlich” zu bezeichnen, wäre uns damals nicht in den Sinn gekommen :-). Vielleicht sollte ich die Reise auch mal machen, diesmal als Passagier.

  2. Ich machte auch schon einige Reisen mit der ASTOR mit, auch durch den Nord-Ostsee-Kanal. Ein gemütliches Schiff, man sieht sehr viel, es geht ruhig zu, und die Crew ist Supertoll und durch die Reisen kennt man sich schon und fühlt sich gleich zu Hause.
    ASTOR immer wieder gerne egal wohin.

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