
Der November gibt sich diesmal nicht so grau und trüb wie sonst, sondern spendiert immer wieder blauen Himmel und Sonnenschein. Und trotzdem oder gerade deshalb und überhaupt – die Reiselust und das Fernweh juckt und zwickt. Auf und hinaus in die weite Welt, neue Gefilde entdecken, an einen schönen Strand mit rauschender Brandung oder noch besser: Leinen los, hinaus aufs Meer, in die Ferne ziehen und auf zu neuen Ufern – das wär’s jetzt!
Manchmal ist es nur wie ein Windhauch, doch dann tritt es in Wellen auf, manchmal auch als Sturm – das Fernweh. Der Dichter Joachim Ringelnatz (1883-1934) hat solche Anfälle von Fernweh auch gekannt, da bin ich mir sicher. Es wehte ihm gerade durch die Seele, als er sein sehnsuchtsvolles Gedicht über Segelschiffe schrieb.
SEGELSCHIFFE
Sie haben das mächtige Meer unterm Bauch
Und über sich Wolken und Sterne.
Sie lassen sich fahren vom himmlischen Hauch
Mit Herrenblick in die Ferne.
Sie schaukeln kokett in des Schicksals Hand
Wie trunkene Schmetterlinge.
Aber sie tragen von Land zu Land
Fürsorglich wertvolle Dinge.
Wie das im Winde liegt und sich wiegt,
Tauweb überspannt durch die Wogen,
Da ist eine Kunst, die friedlich siegt
Und ihr Fleiß ist nicht verlogen.
Es rauscht wie Freiheit. Es riecht wie Welt. –
Natur gewordene Planken
Sind Segelschiffe. – Ihr Anblick erhellt
Und weitet unsre Gedanken.
Joachim Ringelnatz

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Die Fotos sind während eines privaten Aufenthaltes, eines Kurzurlaubs in Scheveningen entstanden, den ich komplett selbst finanziert habe.
Nicht nur über Segelschiffe, auch über eine Fahrt mit der Schwebebahn hat Joachim Ringelnatz ein Gedicht geschrieben.
Geschichten vom Reisen auf dem Wasser – ob Kreuzfahrten, Fährfahrten oder eine Tour mit dem Hausboot – gibt es in der Rubrik meikeknoten zu lesen.