Palmanova: Flucht in die beste Bar Italiens

Caffetteria Torinese
Feine Törtchen und ein perfekter Caffé in der Caffetteria Torinese an der Piazza Grande in Palmanova. © Foto: Meike Nordmeyer

Der Wind zerrt am Regenschirm und weht mir eine Ladung kalter Tropfen ins Gesicht. Besonders genießen kann ich den Aufenthalt auf der großen sechseckigen Piazza von Palmanova in Italien nicht. Es herrscht ungemütliches Aprilwetter in der kleinen Stadt in der Provinz Udine und der Region Friaul-Julisch Venetien. Fotografieren ist da ganz schwierig und auch nicht besonders lohnend. Also flüchtet unsere kleine Gruppe von sechs Leuten schnell in die nächste Bar, die direkt an der Piazza liegt.

Dom von Palmanova
Der Dom von Palmanova an der Piazza Grande vor regengrauem Himmel – ein Foto, das ich vor der Flucht in die Bar noch schnell geschossen habe. © Foto: Meike Nordmeyer

Erstmal einen Caffé nehmen! Und während wir den bestellen, blicken wir staunend auf die Glastheke, die den Blick auf zahllose kleine Pasticcini, Pralinen und Macarons freigibt. Sie sind mit Schokolade oder Vanillecreme gefüllt, mit Erdbeeren oder Nüssen dekoriert. Vom Regen ins Törtchenparadies – das hat jedenfalls gut geklappt. Ich kann mich kaum entscheiden und bestelle ein Pasticcino, ein mit Creme gefülltes Mini-Törtchen, auf dem eine Erdbeere liegt, und dazu noch eins, bei dem schon der Name umwerfend ist: Tarteletta Perle di Caramelo. Dazu nehme ich Espresso. Die kleine Tasse ist noch nicht mal zur Hälfte gefüllt. Eine feine goldbraune Crema ist zu sehen, darunter die hochkonzentrierte pechschwarze Flüssigkeit. Genauso muss es sein. Zwei Kolleginnen sind unterdessen an der Eistheke schwach geworden. Gabi hat die Sorte Mandel-Orange ausgesucht. Ich darf probieren und tauche meinen kleinen Kaffeelöffel in die weiße Masse. Sie duftet wie edle Körper-Lotion und schmeckt milchig frisch – himmlisch!

Und warum ist das alles so besonders gut? Dafür gibt es einen Grund. Wir sind bei unserer Flucht vor Wind und Wetter in der besten Bar Italiens gelandet. Die Caffeteria Torinese an der Piazza Grande wurde von dem renommierten italienischen Gourmet-Verlag Gambero Rosso in seinem Band Bar d’Italia 2014 zur Bar des Jahres gekürt. 1750 Bars in Italien führt der Gambero Rosso in der Ausgabe 2014 auf. 21 davon haben 3 Tassen und 3 Bohnen als Auszeichnung erhalten. Sie zählen damit zu den Finalisten um den Titel Beste Bar des Jahres, den die Caffeteria Torinese in Palmanova dann erhalten hat. Zuvor konnte die Caffeteria schon im Jahr 2011 diesen ehrenvollen Titel holen. Also, wenn ihr mal in Palmanova seid, wisst ihr, was ihr zu tun habt!

Luftaufnahme von Palmanova
So sieht Palmanova von oben aus – atemberaubend! Beim nächsten Mal muss ich unbedingt einen Hubschrauber mitbringen, um mir das selber anschauen zu können. Foto: Agenzia Turismo FVG

Ein Ausflug dorthin ist ohnehin zu empfehlen. Denn Palmanova ist ein besonderer Ort. Er wurde ab 1593 von der Republik Venedig als Planstadt nach einem sternförmigen Grundriss mit einem sechseckigen Platz im Zentrum errichtet. Zwei mächtige sternförmige Befestigungsringe fügten die Venezianer dann um die Ortschaft. Die Serenissima Repubblica di Venezia wollte damit ihre Ostgrenze schützen, sowohl vor den Einfällen der Türken und vor slawischen Piraten als auch vor den Expansionsbestrebungen Österreichs. Einen noch größeren dritten Befestigungsring ließ später Napoleon noch ergänzen. Der sternförmige Grundriss und weite Teile der Befestigungsanlagen sind bis heute erhalten.

All das könnte man natürlich am besten aus der Luft betrachten. Einen Hubschrauber hatten wir jedoch leider nicht dabei, auch keine Drohne. Es ist aber auch beeindruckend, die Stadt erstmal mit dem Auto zu umfahren. Die Straße führt im Zickzack an teilweise grün überwachsenen Schutzwällen entlang. Es folgt immer noch eine Ecke und noch ein lang gezogener Hügel, der wie ein grüner Riegel in der Landschaft liegt, sodass es schnell verwirrend wird und man sich fragt, ob es überhaupt eine Stadt in der Mitte gebe. Denn von einer solchen ist von der Straße aus nichts zu sehen. Steuert man dann eines der drei Stadttore an, geht es an den hohen Graswällen vorbei leicht bergab. Nun tauchen auf einmal die Häuser auf, und dann ist man auch schnell mittendrin in der kleinen Stadt.

Von dem Sechseck der riesigen zentralen Piazza, dem alten Exerzierplatz, geht an jeder Seite eine Straße ab, die in gerader Linie auf den Rand der Stadt zuläuft. Drei von ihnen führen durch ein Stadttor. Durch die geraden Straßenfluchten hindurch sind die drei Tore vom Platz aus zu sehen. Bei diesem Anblick lässt sich die symmetrische, sternförmige Anlage des Ortes nachvollziehen. Wenn dann der Wind zu sehr am Regenschirm rüttelt, dann wird es Zeit, in die feine Bar zu eilen. Doch allzu gerne möchte ich nochmal bei besserem Wetter wiederkommen. Denn viel schöner ist es ja, bei Sonnenschein auf der Piazza von Palmanova zu sitzen und den ausgezeichneten Caffé und die feinen Süßigkeiten zu genießen.

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Empfehlenswert ist auch, die Festungsstadt Palmanova bei Google Earth anzuschauen.

Genaue Informationen zum Gambero Rosso Bar d’Italia 2014 und den ausgezeichneten Bars gibt es auf dieser Webseite, allerdings in italienischer Sprache.

Homepage der Caffeteria Torinese in Palmanova

Wir haben mit unserer Gruppe einen kleinen Ausflug am Nachmittag von dem Badeort Lignano aus unternommen. Man fährt etwa 35 Minuten mit dem Auto von dort nach Palmanova. Der Ausflug gehörte zu einer Pressereise nach Lignano, zu der das Consorzio Lignano Vacanze eingeladen hat.

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4 Replies to “Palmanova: Flucht in die beste Bar Italiens

  1. Danke für deinen sehr stimmungsvollen Beitrag über diese Stadt mit tollen Verteidigungsringen. Der Link über Google Earth zeigt ja sowas von toll, wie das aussieht. Mir kommt vor in dieser Stadt wurden in den 60iger Jahren auch die vielen Don Camillo Filme mit Fernandell gedreht… lg Hartmut

  2. Uiii! Kaffee und Italien gehören für mich ganz fest zusammen. Und wenn er von Illy kommt – wie auf dem Bild – ist er auch von bester Qualität. Kombiniert mit einer kleinen Süßigkeit ist der Kaffeehausbesuch dann perfekt. :-)

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