Vor dem hellen Sandstrand tummeln sich zahlreiche Segelschiffe auf der strahlend blauen Ostsee. An einem klaren Spätsommertag mit der richtigen Brise zum Segeln zeigt sich Travemünde von seiner allerbesten Seite. Und dazu fahren wie jeden Tag seitlich vom Strand die großen Pötte an der Mole entlang vom Hafen an der Trave hinaus aufs Meer. Hin und wieder sind es Containerschiffe und meistens, ganz regelmäßig nach Fahrplan ziehen wummernd die großen Fähren nach Schweden, Lettland, Litauen oder Finnland vorbei. Die Stadt ist von der Schifffahrt geprägt und das sorgt dafür, dass sie gleich mit mehreren Leuchttürmen aufwarten kann. Die vier ganz unterschiedlichen Leuchttürme und Leuchtfeuer in Travemünde habe ich hier zusammengestellt. Und sie weisen sogar mehrere Rekorde auf.
Da ist zunächst der 31 Meter hohe alte Leuchtturm aus Backstein, der oben auf dem Foto zu sehen ist. Im Jahr 1539 erbauten ihn holländische Mauerer und damit ist dieser der älteste Leuchtturm Deutschlands. Der obere Turmteil brannte 1827 nach einem Blitzschlag ab. Daraufhin wurde das Bauwerk im klassizistischen Stil erneuert. Seit 1972 ist der Leuchtturm nicht mehr im maritimen Einsatz. Er musste zu dieser Zeit abgeschaltet werden, da nun der Neubau des Hotels Maritim den Turm verdeckte. 1974 wurde im Dachgeschoss des Hochhauses ein neues Leuchtfeuer eingerichtet und in Betrieb genommen. Mit rund 114 Metern Höhe gilt es als das höchste Leuchtfeuer Europas. Und wird das Bauwerk als Leuchtturm angesehen, dann darf dieser wohl als der Leuchtturm mit den meisten Übernachtungen gelten. Auf dem Foto oben sind der alte Leuchtturm und das Hochhaus mit dem neuen Leuchtfeuer gemeinsam zu sehen.
Der alte Leuchtturm gilt nunmehr als technisches Kulturdenkmal, dient als altehrwürdiges maritimes Schmuckstück und als Aussichtsturm. Für das überschaubare Eintrittsgeld von 2 Euro (für Kinder 1 Euro) können die Besucher:innen die 142 Stufen zur Aussichtsgalerie hinaufsteigen und den Ausblick auf den Skandinavienkai und die Travemünder Altstadt sowie über die Lübecker Bucht und hinüber zur Küste von Mecklenburg-Vorpommern genießen.
Ein weiterer aktiv im Dienst stehender Leuchtturm in Travemünde ist das Molenfeuer auf der Nordermole. Die sogenannte Nordermolenbake ist als Steuerbord-Lateralzeichen in Grün-Weiß gefärbt. Der 12 Meter hohe Turm bezeichnet die Einfahrt in die Trave.
Dabei ist das heutige Molenfeuer noch recht jung. Denn der vorherige Stahlbetonturm von 1967, der an derselben Stelle stand, war baufällig geworden und erwies sich als nicht mehr standsicher. Da sich die Schäden als irreparabel erwiesen, wurde ein Neubau beschlossen. Der alte Turm wurde im Dezember 2012 abgerissen und zunächst durch einen provisorischen Leuchtfeuerträger ersetzt. Der neue, heutige Stahlturm wurde von einem Betrieb im Emsland gefertigt und konnte im Mai 2013 seinen Einsatz starten.
Der grün-weiße Turm behauptet sich optisch bestens auf der Mole. Täglich mehrmals ziehen an ihm die großen Fähren vorbei und überragen ihn bei Weiten. Auch deswegen ist die Mole ein sehr beliebter Abstecher von Spaziergänger:innen. Denn es lässt sich von der Promenade herüber wunderbar ein gemütlicher Bummel raus auf die Mole unternehmen, um von daaus die großen Pötte und die dagegen so kleinen Segelschiffe aus nächster Nähe zu betrachten.
Und dann ist da noch ein Leuchtturm, der es mir besonders angetan hat. Der kleine Kamerad steht am Strand, direkt im Sand und beherbergt Spielzeug, bunte Schiffchen, Förmchen, Eimer, Kescher und einiges mehr zum Spielen am Meer. Somit handelt es sich um einen Leuchtturmladen. Dieses Wort allein finde ich schon zauberhaft. Zu finden ist der schmucke Spielzeugladen mittig am Strand vor der Promenade beim Strandkorbverleih Knoll. Für mich gehört das verspielte Stück zu dem Club der Leuchttürme in Travemünde unbedingt dazu. Und vielleicht darf er ja als der niedlichste Leuchtturm weit und breit gelten.
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Leuchttürme in Travemünde – die Fotos von diesen vier sind während eines privaten Urlaubs an der Ostsee entstanden. Die Bahnfahrt und die Unterkunft habe ich selbst finanziert, ebenso wie alle Unternehmungen vor Ort.
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